© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/02 17. Mai 2002

 
Peter Langendam
Doch kein Nachfolger
von Jerker Spit / Jörg Fischer

Wenn ihr mir eines schenken wollt, dann bitte: Einheit, Einheit, Einheit!" Mit diesen Worten hatte Pim Fortuyn drei Tage vor seiner Ermordung seine Parteifreunde ermahnt.

Der Machtkampf in der Liste-Pim-Fortuyn (LPF) um die Nachfolge des Parteigründers wurde letzten Samstag zunächst schnell beigelegt. Nach Beratungen der vorläufigen Führung wurde der Rotterdamer Unternehmer Peter Langendam zum LPF-Chef gewählt. Der 52jährige war bisher Vorstandsmitglied und Sekretär der LPF. Wer die Fraktion im Parlament führen wird, soll nach der Wahl am 15. Mai beschlossen werden.

Langendam hat als Atomphysiker promoviert. Er erwarb sich zudem Kenntnisse in Elektronik- und Informationstechnologie, gründete mehr als zehn Firmen und arbeitete für Philips und PTT Telecom. In den achtziger Jahren war Langendam Mitglied der rechtsliberalen VVD. Vor einigen Jahren wandte er sich jedoch enttäuscht von dieser Partei ab, weil sie nach seiner Ansicht nicht ausreichend für einen "starken Staat" eintrat. Zusammen mit den Rotterdamer Unternehmern John Dost , Albert de Booij und Pim Fortuyn gründete er schließlich im Februar 2002 die LPF.

Langendam will die Partei laut eigener Aussage "im Geiste Fortuyns" weiterführen. Er tritt für einen starken Staat und für konservative Werte ein, und fordert die Abschaffung der berüchtigten "Duldungspolitik", für die Holland weithin bekannt geworden ist. Mit der LPF will er sich jenen Themen zuwenden, die die "Violette Koalition" aus sozialdemokratischer PvdA,VVD und linksliberaler D'66 vernachlässigt hat: Innere Sicherheit, Gesundheit, Erziehung - vor allem aber die Ausländerpolitik. Langendam wird von den Parteimitgliedern respektiert und verfügt über wichtige Kontakte zur niederländischen Wirtschaft. Wenn jemand imstande wäre, die Partei zusammenzuhalten, dann ist er es. Doch seine im Het Parool-Interview aufgestellte Behauptung "Die Kugel kam von links" löste bei PvdA, D'66, Grünen und der Linkspresse einen Proteststurm aus: entnervt kündigte er am 14. Mai seinen Rücktritt an.

Daher ist es mehr als fraglich, ob die geschwächte "Rumpftruppe" noch in der Lage sein wird, auch nur annähernd politische Furore zu machen wie der Parteigründer. Der Märtyrertod Fortuyns konnte der Partei zu weiteren Stimmen verhelfen, vor allem weil ein Linksextremist den Mord begangen hat. Doch Ministerpräsident in spe und Christdemokratenchef Jan Peter Balkenende könnte angesichts der LPF-Probleme nun zögern, eine Koalition mit ihnen (und der VVD) einzugehen und statt dessen die geschwächte PvdA bevorzugen. Das bedeutet vier weitere Jahre "Konsens" - das wäre auch eine Chance zum Umbau der LPF, denn die Probleme blieben ungelöst. Viele Niederländer fragen sich, weshalb Fortuyn nicht sagen durfte, was auch sie denken. Die Volksopposition verlangt, daß Fortuyns Gedankengut nicht mit ihm begraben wird.


 
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