© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/02 17. Mai 2002

 
Heißer Empfang
Bush in Berlin: Heftige Krawalle sind vorprogrammiert
Alexander Barti

Seitdem bekannt ist, daß US-Präsident George W. Bush für ein kurzes Arbeitstreffen am 22. und 23. Mai nach Berlin kommt, mobilisieren diverse Gruppen ihre Sympathisanten, um dem "Kriegstreiber" einen "gebührenden" Empfang zu bereiten. Vor allem bei den Grünen liegen die Nerven blank; nichts wäre peinlicher für Joseph Fischer, als wenn sein Gast mit Krawallen wie am 1. Mai empfangen werden würde. Aber auch die PDS steht kaum besser da, denn in Berlin ist sie an der Regierung beteiligt.

"Wir wollen Ihre Kriege nicht, Herr Präsident!", ruft das Aktionsbündnis "Achse des Friedens" und hat inzwischen etliche Unterstützer gefunden. Viele Bush-Gegner rekrutieren sich vor allem aus dem linken Spektrum: Attac Deutschland, Deutsche Kommunistische Partei, Linksruck, Marxistisch Leninistische Partei Deutschlands, Sozialistische deutsche Arbeiterjugend, Sozialistische Jugend Deutschlands, Verdi-Jugend, die sächsische Landtagsabgeordnete Elke Altmann (PDS), Manja Aschmoneit, Trägerin des Düsseldorfer Friedenspreises 2002, Anneliese Buntenbach (Grüne), Roland Claus, Vorsitzender der PDS-Bundestagsfraktion, Luc Jochimsen (PDS), ehemalige Chefredakteurin des Hessischen Rundfunks, Hans Modrow, PDS-Ehrenvorsitzender, Heinz Stehr, Vorsitzender der DKP und PDS-Chefin Gabriele Zimmer - mit der ÖDP befindet sich auch ein konservatives Bündnis unter den Protestierern.

Bei dem Aktionsbündnis www.bushinberlin.de  ermuntert man die eigenen Klientel mit semantischen Belehrungen: "Laßt uns seinen Besuch zum Fiasko machen! Das Wort Fiasko stammt aus dem französisch-italienischen Sprachschatz. Im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch meint es Mißerfolg, Fehlschlag, Reinfall." Und bei einem autonomen Kampfbündnis ( www.gipfelsturm.de ) glaubt man schon einen kleinen Sieg verkünden zu können: "Wahrscheinlich aufgrund der zu erwartenden massiven Proteste denkt Bush gerade darüber nach, nur am 23. Mai nach Berlin zu kommen. Schöne Aussichten!"

Etwas tiefgründiger versucht die "Linke Seite" ( www.linkeseite.de ) die Lage zu analysieren, wenn sie erklärt, daß die wirtschaftliche Globalisierung "komplexe Krisen zuspitze, die überall auf der Welt Spannungen und Konflikte" hervorriefen. "Kein Blut für Öl" heißt ein gleichnamiges Bündnis im Internet ( www.kein-blut-fuer-oel.net ), das die Politik der USA anprangert: "Unter dem Deckmantel des Krieges gegen den Terror" wolle Bush nun auch gegen den Irak vorgehen, der "selbst nach Aussagen des CIA nichts mit den Terroranschlägen vom 11. September zu tun" habe. Um die Verbündeten zu mobilisieren und die "Bundesregierung auf den Krieg einzuschwören", reise der US-Präsident durch die Lande.

Kaum weniger strikt argumentiert die neue Hoffnung der Linken, das www.attac-netzwerk.de . Fest steht: bei soviel revolutionärem Pathos werden die angekündigten Proteste die Verwüstungen bei den "Maifestspielen" mühelos übertrumpfen.


 
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