© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/02 17. Mai 2002

 
Frisch gepreßt

Stauffenberg. Wieviele Biographien gibt es über Claus Schenk Graf von Stauffenberg? Ein knappes Dutzend - aber, so urteilt der am 20. März dieses Jahres verstorbene Publizist Christian Graf von Krockow, der "große Wurf einer sachlich überzeugenden und auch literarisch gelungenen Biographie steht freilich noch aus". Ihm selbst ist dieser "große Wurf" mit seiner fahrigen Stauffenberg-Skizze jedenfalls nicht gelungen. Das im Flattersatz gedruckte Werk mutet an, als sei es hastig zusammengeschrieben worden. Es steht damit am Ende einer Reihe geschichtsbelletristischer Arbeiten, die Krockow hohe Auflagen, aber zuletzt auch Kritik an einer Popularisierung historischen Wissens bescherte, die sich von Trivialisierung oft nicht mehr unterschied (Eine Frage der Ehre. Stauffenberg und das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944, Rowohlt, Berlin 2002, 200 Seiten, Abb., 14,90 Euro).

Stimmen des Islam. Aus der Fülle der nach dem 11. September herausgegebenen Bücher über den Islam hebt sich der Titel des Leipziger Islamisten Holger Preißler schon allein wegen der gewählten Form einer Textsammlung ab. Preißler fügt scheinbar wahllos Aussagen verschiedener moslemischer Personen zu einem Mosaik zusammen. Die in Büchern, Zeitschriftenartikeln und Internetseiten der letzten fünfzehn Jahre beantworteten Fragen offenbaren glaubhafter Ziele und Anschauungen im Islam, als das wissenschaftliche Einschätzungen der vielen "Islamexperten" in der letzten Zeit vermochten (Stimmen des Islam. Zwischen Toleranz und Fundamentalismus. Militzki Verlag, Leipzig 2002, 188 Seiten, 14,80 Euro).

Börsensturz. Nachdem die Ernüchterung am Neuen Markt dem zuvor euphorischen Aktienglauben gefolgt ist, reflektieren viele Kostolany-Jünger das Börsengeschäft nun sehr viel skeptischer. Auch Robert Motzkuhn, der Geschäftsführer einer Vermögensberatungsgesellschaft, hinterfragt diese folgenreichste Dimension der Globalisierung und versucht, die Ohnmacht von Volkswirtschaften und Privatanlegern gegenüber den milliardenschweren Spekulanten darzustellen, die selbst aus einem Börsencrash noch ihren Nutzen schlagen. Leider bleibt Motzkuhn dem Leser die konkrete Benennung dieser "Drahtzieher" schuldig (Crashonomics. Vom Börsenkrach zur Weltwirtschaftskrise. Hohenrain Verlag, Tübingen 2002, 255 Seiten, 16 Euro).


 
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