© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/02 24. Mai 2002

 
WIRTSCHAFT
Sommergewitter im Eichel-Etat
Bernd-Thomas Ramb

Nach einem Höhenflug ohnegleichen - soweit es die Grup-pe der seriösen Aktien anbelangt - steht die Telekom-Aktie wieder auf dem Niveau ihres Ausgabepreises im Jahre 1996. T-Chef Sommer nimmt diesen Kursverfall, der einem Heer von Kleinanlegern höchste Vermögensverluste bescherte, ebenso gelassen wie den monumentalen Schuldenberg von 62 Milliarden Euro, der bis 1994 um zwölf Milliarden Euro abgebaut werden soll. Dazu hätte die Telekom gerne ihr TV-Kabelnetz für 5,5 Milliarden Euro an den US-Investor Liberty verkauft. Nachdem das Geschäft platzte, muß Sommer nun die Dividende der Telekom um 40 Prozent kürzen.

Die heiße Wut der Kleinaktionäre, die vehement Sommers Kopf fordern, läßt den Telekom-Hauptaktionär, die Bundesregierung, relativ kalt. Zwar muß auch der Finanzminister bei einem Anteil von 43 Prozent der gesamten T-Aktien auf etwa eine Milliarde Euro Dividende verzichten, Eichel nimmt dies jedoch gelassen. Er kann im Haushaltsnotfall immer noch seine Aktienanteile verkaufen. Moment, deren Kurs ist doch gerade beim Tiefstpunkt seit Ausgabe der T-Aktien angelangt? Wenn die Bundesregierung nicht über Insider-Informationen verfügt, nach denen ein Absacken des Telekom-Aktienkurses auf Penny-Stock-Niveau zu befürchten ist, wäre dies ein denkbar schlechter Zeitpunkt.

Zudem hat die Telekom angekündigt, im nächsten Jahr das bewährte Mittel zur Steigerung von Aktienkursen einzusetzen, den Abbau von 15.000 Arbeitsplätzen. Eichel kann der Aktienkurs jedoch relativ egal sein, er "verkauft" einfach sein Aktienpaket zu einem "marktnahen" Preis an die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau. Würde diese das Aktienpaket tatsächlich verkaufen, wäre in der Tat ein Kursverfall der T-Aktie auf Cent-Niveau die Folge.


 
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