© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/02 24. Mai 2002

 
Intelligente Höllenmaschine
Kino zum Ärgern und Amüsieren: "Down" von Dick Maas
Ellen Kositza

Wieder kracht es in New York: Als das berühmteste Gebäude und Touristenattraktion gilt in dem Film "Down"das fiktive "Millennium Building". Weil neben den Tausenden Angestellten, die hier ihren Arbeitsplatz haben, täglich Zehntausende Weltstadt-Besucher zur Aussichtsplattform in dem 102stöckigen Gebäude streben, ließen die Chefs des Wolkenkratzers hochtechnisierte "Expreß-Aufzüge" montieren, die die Menschen mit Höchstgeschwindigkeit durch die Stockwerke transportieren: in 42 Sekunden vom Erdgeschoß bis in die 102. Etage.

Eines Tages jedoch ereignen sich hier gleich drei mysteriöse Fälle, die auf ein technisches Versagen der Lifte hinweisen: Ein Aufzug bleibt bei gleichzeitigem Ausfall der Belüftung mit sieben hochschwangeren Frauen stecken, ein Angestellter der Wachgesellschaft wird in der Tür eingeklemmt und durch die herabsausende Kabine enthauptet, und einem Blinden öffnet sich die Aufzugstür, ohne daß ein Aufzugsraum dahinter wäre - im 91. Stockwerk. Die Hochhaus-Verwaltung ist not amused, aber ein paar Einwohner mehr oder weniger - wen kümmert das in einer solchen Millionenstadt. Die Jungs vom Aufzugswartedienst, zwei eng befreundete Mechaniker, finden keinen Fehler in Technik und Mechanik, und weiter geht's.

Als ihre berufliche Erfolgsstory sieht die ehrgeizige Schmierblatt-Redakteurin Jennifer (die natürlich gerade an einem Artikel über Frauenemanzipation sitzt) das Aufzugs-Rätsel, sie hängt sich an Mark (James Marshall aus "Twin Peaks"), den jüngeren der Aufzugsmonteure, der auf eigene Faust der Sache nachgehen will, nachdem erstens weitere Aufzugsopfer zu beklagen sind und sich zweitens sein Kollegenfreund merkwürdig verspannt von ihm abwendet.

Selten - nie? - hat man eine blödere, schlechter gespielte Rolle gesehen als die der kecken Jungjournalistin (Naomi Watts, immerhin gerade im spektakulären "Mulholland Drive" auf der Leinwand) im knappen Kleidchen, wie sie sich dummdreist in Menschenaufläufe stürzt und durch Polizeiabsperrungen schmuggelt. Gemeinsam mit Mark kommt die rasende Reporterin dem Höllenfahrstuhl auf die Spur: Die Schaltzentrale des Bösen nämlich ist ein genialer, mörderischer Kopf, ein deutscher freilich (nebenbei: die Filmproduktion ist inklusive Regisseur niederländisch durchsetzt) - Dr. Günter Steinberg, geistiger Nachfahre Josef Mengeles, dessen Vision von der "Beherrschung der Zukunft" geprägt ist von als nationalsozialistisch gekennzeichneten Phrasen. Der Aufzug ist nämlich sein geistiges Kind, und als solches gleichsam fleischgeworden, mithin eine Art Menschenversuch, denn die Maschine lebt und verfügt über böse menschliche Intelligenz ...

Als Beigabe und Zuschauergarant ist die wahnwitzige Geschichte gespickt mit einer Zahl unsäglich flacher Witze und Horrorsequenzen, zerrissene Leiber und Blutfontänen inklusive.

Bereits 1983 sorgte Regisseur Dick Maas mit einer Frühversion dieses Films ("Fahrstuhl des Grauens") für Furore, noch bekannter dürften ihn die drei Folgen der Sinnlos-Komödie "Die Flodders - Eine Familie zum Knutschen" gemacht haben. Abermals zeigt Maas nun in seinem Remake "Down", was er von seinem Publikum zu halten hat. Ein selten doofer Film - und dennoch mehr Amüsement denn Ärgernis.


 
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