© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/02 24. Mai 2002

 
Frisch gepresst

Agnes Miegel. Es ist das Verdienst des Ehepaars Helga und Manfred Neumann, mit ihrer Edition der Beiträge für die Königsberger Allgemeine Zeitung (KAZ) die Dichterin Agnes Miegel uns nun auch als Journalistin bekannt zu machen. Leider ist beiden aber nicht eingefallen, die KAZ-Artikel wenigstens in kümmerlichster Form zu erläutern oder ihren Entdeckungen eine historische Einleitung voranzustellen, die diesen Namen verdiente. So muß man der für 2000 angekündigten Sammlung, die die Redaktion erst jetzt zur Besprechung erreichte, eine unglaubliche Nachlässigkeit im Umgang mit der "Mutter Ostpreußens" ankreiden, eine Gleichgültigkeit in historisch-kritischer Hinsicht, die freilich auf eine unselige Tradition in der Miegel-"Ge-meinde" verweisen kann (Agnes Miegel: Wie ich zu meiner Heimat stehe. Beiträge in der Königsberger Allgemeinen Zeitung, 1926-1932, Verlag S. Bublies, Koblenz 2000, 311 Seiten, 20,50 Euro).

Kanzlerhuldigung. Der Spiegel-Redakteur Jürgen Hogrefe stellt in seiner Biographie über Gerhard Schröder ehrlicherweise gleich voran, worum es ihm eigentlich geht: Nicht um die Einordnung des Bundeskanzlers in sein zeitgeschichtliches Umfeld aus einer - zumindest beabsichtigten - neutralen Distanz, sondern um die Portraitierung eines Politikers, den er bewundernd als verwirrend einfach und einfach raffiniert charakterisiert. Sicher verfügt Hogrefe, der als Sprecher der Grünen-Fraktion im niedersächsischen Landtag der achtziger Jahren zur räumlichen auch die politische Nähe zum SPD-Vorsitzenden gewann, über viele intime Kenntnisse. Doch genauso eitel-anbiedernd, wie er in Erinnerungen über Schröders Journalistenzirkel beim Italiener in Hannover schwelgt, gerät auch sein restliches "Portrait" zur reinen Hofberichterstattung (Gerhard Schröder. Ein Portrait. Siedler Verlag, Berlin 2002, 224 Seiten, 19,90 Euro).

Antifa. Ein Autorenkollektiv hat sich einem Phänomen gewidmet, welches sich vom Schlagwort der Kommunisten aus den zwanziger Jahren zum politischen Prinzip des außerparlamentarischen Terrors entwickelt hat - dem "Antifaschismus". Dabei wird mit dem konsensträchtigen "Kampf gegen Rechts" die Absicht eines totalitäre Prinzips der Meinungsdiktatur kaschiert, das selbst auf die parlamentarische Linke abzielt (Antifa heißt Gewalt. Grabert Verlag, Tübingen 2002, 254 Seiten, 15 Euro).


 
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