© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/02 31. Mai 2002

 
UMWELT
Das Meer verfärbt sich blutrot
Volker Kempf

Auf der 54. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) im japanischen Shimonoseki scheiterte das Gastgeberland mit seinem Antrag, den kommerziellen Walfang wieder zuzulassen und die Fangquote für Minkwale zu erhöhen. Daher wird Nippon weiter unter dem Deckmantel der Wissenschaft die Meeressäuger abschlachten. Verärgert über dieses für Japan unbefriedigende Ergebnis, hat Tokyo einen Antrag der USA und Rußlands abgelehnt, der den Eskimos das Töten von 55 Grönlandwalen erlauben soll. Dieses Ergebnis ist einmalig in der Geschichte des IWC. Es muß damit gerechnet werden, daß die Eskimos nun ohne den Segen der IWC Wale jagen werden.

Zählte Japan auf dem Kongreß zu den vehementesten Befürwortern des kommerziellen Walfangs, so taten sich die USA als die lautesten Kritiker hervor. Allerdings klebt auch an den USA Walblut, wie die Rheinische Post am 25. Mai berichtete. Denn die US-Navy testete ein neues Sonargerät, um U-Boote besser aufspüren zu können. Die dafür eingesetzten, bis zu 250 Dezibel starken Schallwellen im Frequenzbereich der Wale haben schon zum Tod von mindestens 17 Meeressäugern geführt. Blut im Gehörgang und Augenbereich der verendeten Tiere weisen darauf hin. Umweltschützer warnen nun nachdrücklich vor dem Einsatz eines solchen Sonargerätes, während die US-Navy alles bestreitet. Für die Wale sind das alles keine guten Nachrichten.

Im Gegenteil: Während Japan vorsätzlich Wale tötet, spielt die US-Navy ganz nebenbei mit dem Leben der Meeressäuger. Ersteres ist grausamer, letzteres schlimmer. Denn ersteres erfordert eine vorsätzliche Brutalität, letzteres läuft so ganz nebenbei, so daß die Opfer gar nicht erst als solche wahrgenommen werden.


 
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