Wer bei der JUNGEN FREIHEIT die Ressorts "Im Gespräch" oder "Pro & Contra" betreut, der lernt die Politiker kennen. Daß letzte Woche mal wieder ein Interview am Dienstagnachmittag, nur Stunden vor Redaktionsschluß, zurückgezogen wurde, ist für uns kein unbekannter Vorgang und wäre allein noch kein Grund, hier rapportiert zu werden. Doch bei dem Telefoninterview - diesmal mit dem SPD-Europa-Abgeordneten Garrelt Duin aus Emden - zum Thema "Europas Linke auf dem Rückzug?" hielt dieser große Reden gegen eine "Dämonisierung (der politischen Rechten) nach dem Motto "Alles Nazis". Statt dessen müsse man diesen Parteien "auf dem Feld der Auseinandersetzung in der Sache" begegnen, postulierte er vorbildlich demokratisch. Und beteuerte: "Ein 'in die Ecke stellen' halte ich für falsch!"

Stunden später flatterte der JF ein feiges Fax ins Haus: Nix sei es mit dem Interview. Offenbar hatte man in Emden umgedacht. Ein Rückruf unsererseits brachte nicht einmal Herrn Duin an den Apparat - man ließ sich vom Referenten verleugnen. Wie war das mit dem Begegnen auf dem "Feld der Sachlichkeit" und dem "nicht in die Ecke stellen"? Tja, wie hatte unser aufrechter Genosse im Interview über Schill gewettert: "Erst vollmundige Versprechen ... und dann geschieht gar nichts." Moritz Schwarz