© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/02 21. Juni 2002


Schill haben fertig
von Michael Talhammer

Der SPD-Kanzler Schröder rauschte mit dem Schlafwagen an die Macht - sagt man. Die Wechselstimmung nach 16 Jahren Kohl sei 1998 so groß gewesen, daß Schröder nicht einmal großartige Reformen verkünden mußte, damit ihm das Volk zu Füßen lag. Aber mit der gleichen Leichtigkeit wendet es sich nun von ihm ab, nachdem er tatsächlich wenig anders und daher auch wenig besser gemacht hat als sein Vorgänger. Die Probleme bleiben nahezu die gleichen wie vor vier Jahren; trotzdem wollen die Wähler wieder die Union - aus Mangel an einer echten Alternative. Denn daß sie auch von den Bürgerlichen nicht viel erwarten, bezeugen zahlreiche Umfragen.

Um so erstaunlicher ist es, daß der neue Hoffnungsträger für viele Polit-Frustrierten eine ganz müde Nummer abzieht; die Rede ist von der Schill-Partei. Wenn sie am kommenden Wochenenden ihren Bundesparteitag nachholen, wird vor allem gemeckert und gejammert, denn für die Bundestagswahlen ist es zu spät - rein rechnerisch zwar nicht, aber wer tatsächlich glaubt, die Schill-Truppe könnte zwei Tage später fristgerecht ihre Aufstellung beim Bundeswahlleiter einreichen, der ist ein naiver Träumer.

Und so geht wieder ein bundesdeutsches Projekt den Bach runter, das gute Chancen gehabt hätte, ein politisches Korrektiv zur lendenlahmen Union zu bilden und sich um die wachsende Gruppe der parteiverdrossenen Nichtwähler zu kümmern. Um mit Trappatoni zu sprechen: Aus der Traum, Schill haben fertig.


 
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