© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/02 21. Juni 2002

 
Meldungen

Schirrmacher wankt: "FAZ" stellt Berlin-Teil ein

HAMBURG. Das Gerücht kursierte seit Wochen in der Medienbranche, jetzt hat es sich bestätigt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellt ihre "Berliner Seiten" zum Monatsende ein. Wie Spiegel online am Dienstag meldete, fällt der erst im September 1999 eingeführte Berlin-Teil dem vor allem durch einen Anzeigenrückgang hervorgerufenen Sparzwang bei der FAZ zum Opfer. Neben weiteren Stelleneinsparungen in Verlag und Redaktion soll der Seitenumfang der Zeitung auf den Stand von 1999 zurückgeführt werden. Die "Berliner Seiten" galten als prestigeträchtiges Vorzeigeprojekt des FAZ-Mitherausgebers Frank Schirrmacher. Ihre Einstellung nährt nun Spekulationen über eine vorzeitige Ablösung Schirrmachers.

 

WAZ-Gruppe will nichts vom Kirch-Kuchen

ESSEN. Die Führung des SPD-nahen Medienkonzerns WAZ hat sich gegen eine Beteiligung an der insolventen Kirch-Media ausgesprichen. Nach Prüfung aller Chancen und Risiken habe die Geschäftsführung den Eigentümern von einer Beteiligung abgeraten, erklärte ein WAZ-Sprecher. Die Entscheidung beruhe auf der Analyse der gegenwärtigen wirtschaftlichen Daten und Konstellationen bei Kirch-Media; die Spekulationen über ein Kaufangebot seien falsch. Ein anfänglicher Mitkonkurrent, der Bauer-Verlag, ist noch im Rennen. Bauer-Sprecher Andreas Fritzenkötter sagte, man sei in Gesprächen mit Springer über die Gründung eines Konsortiums. Nähere Informationen seien im Laufe der Woche zu erwarten. Am 17. Juni hatte das Amtsgericht München das Insolvenzverfahren von Kirch-Media eröffnet und damit einen Verkauf des zahlungsunfähigen Film- und Fernsehkonzerns formell ermöglicht.

 

Walsers Roman bereits im Internet zu lesen

BERLIN. Der Suhrkamp Verlag wehrt sich gegen die Vorab-Veröffentlichung des neuen Romans von Martin Walser "Tod eines Kritikers" im Internet. Der vollständige Text ist als rund 400 Kilobyte große Datei auf dem Server einer US-Internetfirma abgelegt, zu dem eine im Netz kursierende Adresse führt. Suhrkamp hat die Veröffentlichung nach eigenen Angaben nicht genehmigt. "Tod eines Kritikers" soll am 26. Juni als Buch auf den Markt kommen. Der Verlag hatte den für August geplanten Erscheinungstermin vorgezogen, nachdem um das Manuskript eine breite öffentliche Debatte entbrannt war. Ausgelöst wurde die Debatte durch die Entscheidung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, das Manuskript nicht vorab zu veröffentlichen. Zur Begründung hatte das Blatt erklärt, "Tod eines Kritikers" enthalte ein "Repertoire antisemitischer Klischees". Im Verlauf der Debatte ließ Suhrkamp den Text vorab einigen Medien zukommen. Dies geschah in einigen Fällen elektronisch, indem der Text als Anhang einer E-Mail verschickt wurde.

 

Kirchhoffs Roman erscheint noch früher

FRANKFURT/MAIN. Der Erscheinungstermin von Bodo Kirchhoffs neuem Buch "Schundroman" ist auf den 26./27. Juni vorgezogen worden. Damit erscheint der Band zeitgleich mit Martin Walsers umstrittenem Roman "Tod eines Kritikers" (Suhrkamp Verlag), wie die Frankfurter Verlagsanstalt mitteilte. Die Druckerei habe umdisponieren können. Das ursprünglich für September geplante Buch, in dem ein Literaturkritiker, der unschwer als Marcel Reich-Ranicki zu erkennen sein soll, ums Leben kommt, war nach der Debatte um Walsers Buch bereits auf den 8. Juli vorgezogen worden. Es erscheint in einer Startauflage von 10.000 Exemplaren. "Tod eines Kritikers" geht mit 50.000 Exemplaren Auflage an den Start. Die Frankfurter Verlagsanstalt wird von dem Sohn des Chefs des Hauses Suhrkamp, Siegfried Unseld, geführt.


 
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