© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/02 21. Juni 2002

 
Gittergatten
Theater: "Freunde zum Essen" von D. Margulies
Timo Fehrensen

W er sich gerne an den Problemen anderer erfreut, ist im Boulevardtheater New Yorker Prägung meist gut aufgehoben. Wer dort keine Probleme hat, der macht sich welche. Die hängen dann meist zusammen mit erschlaffender Liebeskraft, ausgelaugten Ehen, hübschen Damen, die den Herren über den Weg laufen, und ähnlichen Lieblichkeiten mehr. So jetzt wieder gesehen in einer deutschsprachigen Erstaufführung, die sich das Renaissance-Theater gesichert hat.

Das kleine Theater mit älterem Abonnenten-Publikum pflegt stets eine Gratwanderung zwischen Unterhaltungs- und Nachdenk-Literatur. In diesem Fall bleibt's ganz tief im Unterhaltungsbereich. Zwei New Yorker Ehepaare: Mann eins läßt sich von Frau eins scheiden, und Mann zwei sieht die ganze Zeit etwas merkwürdig drein. Mann eins hat eine hübsche Reisebüro-Verkäuferin als Geliebte. Frau eins ist immer noch versessen auf ihn. Frau zwei verbietet ihrem Mann jegliche schmutzige Gedanken. Mann eins blickt immer noch merkwürdig drein. Hat er da auch was laufen? Ach, was soll's. So geht das nun einmal. Und das schon nach zwölf Jahren Ehe. Zwar gibt's schon Kinder, aber immer noch eine deftige Libido. Da bleibt manchem schon der Wunsch nach den Fröhlichkeiten außerhalb der ehelichen Gemeinschaft.

Frau eins tröstet sich irgendwann mit einem neuen Mann. Mann eins ist jetzt erst glücklich, vorher hat Frau eins, die sich als Künstlerin betrachtet, ihn nicht gut behandelt. Mann zwei bleibt mit Frau zwei zusammen. Und schließlich gibt's sogar ein Happy End im häuslichen Bett. Was will man mehr von zwei Stunden Leichtigkeit?

Allenfalls gute Schauspieler. Und die gibt's im Renaissance-Theater. Dietmar Pflegerl, Intendant am Klagenfurter Stadttheater, der das Stück coproduzierte, läßt vier Größen virtuos agieren: den liebevollen Brummbär Winfried Glatzeder, den jovialen Gerd Wameling, die resolute Maria Hartmann und die komödiantisch pikierte Sona MacDonald.

Alles spielt sich in Werner Hutterlis praktikabel vergittertem Bühnenbild ab. Ein Sonderlob für die sich in vielen Stilen meisterhaft bewährende Bühnenmusik von Peter Kaizar. Der Sekt schmeckt gut, die Häppchen auch. Und drum herum ein einigermaßen erträgliches Stück. Was will man mehr als Abonnent?

"Freunde zum Essen" läuft noch bis zum 7. Juli im Renaissance-Theater, Knesebeckstr. 100, 10623 Berlin. Info: 030 / 31 59 73-0


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen