© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/02 28. Juni 2002

 
Meldungen

Stolpe-Kritiker erinnern an Stasi-Vergangenheit

BERLIN/POTSDAM. Ehemalige DDR-Bürgerrechtler und Opfer des SED-Regimes haben das allgemeine Lob auf den zurückgetretenen brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) kritisiert. "Er war nicht der Heilsbringer des Ostens", wie ihn jetzt viele darzustellen versuchten, sagte der Theologe und Ex-Bürgerrechtler Ehrhart Neubert gegenüber der Nachrichtenagentur idea. Als führender Kirchenfunktionär in der DDR habe Stolpe in "irregulärer Weise mit der Stasi verhandelt". Der ehemalige Sekretär des evangelischen Kirchenbundes in der DDR hatte 20 Jahre lang größtenteils konspirative Kontakte zur Stasi. Sie führte ihn als Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) unter dem Decknamen "Sekretär". Weil Stolpe trotz der schweren Vorwürfe Ministerpräsident geblieben sei, seien dadurch die Maßstäbe bei der Aufarbeitung der Vergangenheit falsch gesetzt und Stasi-Verstrickungen als zweitrangige Frage bewertet worden, so Neubert. Er kritisiert auch, daß sich Stolpe wiederholt als "gelernten DDR-Bürger" bezeichnet hat. Dadurch habe er die Ostdeutschen insgesamt "in die Ecke der Kollaboration gestellt". Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft ehemaliger politischer DDR-Häftlinge "Kirche von unten", Alexander W. Bauersfeld, warf Stolpe vor, nicht ehrlich mit seiner Vergangenheit umzugehen. Dieser sei nicht nur ein Mann der Kirche gewesen, "sondern hatte auch das Vertrauen der Stasi". Stolpe habe jedoch "kein Unrechtsbewußtsein" gezeigt.

 

Möllemann wehrt sich gegen Schlingensief

DÜSSELDORF. Der nordrhein-westfälische FDP-Chef Jürgen Möllemann hat dem Theater-Regisseur Christoph Schlingensief vorgeworfen, zu einer Straftat aufgerufen zu haben. Schlingensief habe am Sonntag bei seiner "Aktion 18" im Rahmen des Festivals "Theater der Welt" auf Möllemanns Foto herumgetrampelt und in einem Tobsuchtsanfall "Tötet Möllemann!" geschrien. Damit habe er die verfassungsrechtliche Grenze der Kunstfreiheit weit überschritten, so Möllemann am Dienstag in Düsseldorf.

 

WTC-Terror-Scherze: Folgen für Abiturienten

GÖTTINGEN. In einer Abiturzeitung an einem Göttinger Gymnasium haben sich fünf Schüler mit Äußerungen über den 11. September nach Ansicht des Direktors strafbar gemacht. Sie sollten "zur Rechenschaft gezogen werden, falls das Strafrecht es zuläßt", wie der Schulleiter der "Lichtenberg-Gesamtschule", Peter Brammer erklärte. Die Schüler hatten als ihre Lieblingszahl "1192001" angegeben und über den New Yorker Terroranschlag Witze gerissen. Auf die Frage "Warst Du schon einmal in den USA?" hatten sie in ihrer Abiturzeitung unter anderem geschrieben: "Ja, aber der Ausflug endete kurz hinter der Freiheitsstatue", "War auf dem Weg, doch mein Flugzeug ist nicht gelandet - da waren so zwei Türme im Weg". Laut Göttinger Tageblatt hat Oberstufenleiter Reinhard Feindt "jetzt Probleme damit, daß wir diesen Schülern das Abitur gegeben haben".


 
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