© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/02 28. Juni 2002

 
Frisch gepresst

Königsberg. Die Staatsbibliothek zu Berlin hat ihren Bestand an Karten und Bildern von Königsberg und dem nördlichen Ostpreußen gesichtet und in einem reich bebilderten Katalog herausgebracht. Die in die Geschichte des Landes einführenden "Gedanken zur Geschichte Ostpreußens" von Peter Wörster spüren der "geistigen Macht Ostpreußens, seiner bleibenden und weiterwirkenden kulturellen Bedeutung" nach, so daß der Blick in eine zu gestaltende Zukunft gerichtet ist. Eckhard Jäger stellt die Entwicklung ostpreußischer Landkarten, Stadtpläne und Ansichten sehr anschaulich dar. Dieser textlichen Vorbereitung folgt der Bildteil. Aus dem Bestand der Staatsbibliothek von über 1.200 Bilddokumenten der Zeit von 1581 bis 1945 werden über 50 seltene Pläne und etwa 100 Abbildungen gezeigt. Durch ein übersichtliches Planverzeichnis sowie den "Hinweis zu der Ansichten- und Stadtplansammlung der Staatsbibliothek" wird der Bestand auch dem Laien hervorragend erschlossen. Eine besondere Zugabe stellt der gefaltete Stadtplan Königsbergs dar. "Königsberg und sein Umland" ist ein weiterer Versuch, der Stadt wieder die Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, die ihr gebührt, und dies in einer sehr schönen Form, die die Fachwelt und alle begeisterten Ostpreußen gleichermaßen beeindrucken wird (Königsberg und sein Umland - in Ansichten und Plänen aus der Staatsbibliothek zu Berlin. Henschel Verlag, Berlin 2002, 248 Seiten, 29,90 Euro).

Der letze Habsburger. Es war vor 80 Jahren, am 1. April 1922, als der letzte Kaiser und König von Österreich-Ungarn fern seines Reiches verstarb. Der kaum 35jährige Carl Franz Joseph, der niemals gekrönt worden wäre, wenn es die Schüsse im Sommer 1914 in Sarajevo nicht gegeben hätte, war ein zu feinsinniger Mensch, um das heraufziehende Chaos des 20. Jahr-hunderts zu meistern. Empfindsam, tief religiös, von naiver Liebe zu "seinen Völkern" getragen, verkörpert er am besten die tragische Figur eines Monarchen, der von dem "Fortschritt" überrollt wurde. So mag es nicht verwundern, daß ein kleiner katholischer Verlag dem letzen weltlichen Stellvertreter des Christkönigtums ein reich bebildertes (Fotos aus dem Privatarchiv Erich Feigls) Bändchen gewidmet hat ( Thomas Jentzsch: Kaiser Karl I. Opfer für sein Volk. Rex Regum Verlag, A-3542 Jaidhof 1, 80 Seiten, 2001, 5,30 Euro).

Estland. In wenigen Jahren wird der 1991 gegründete baltische Staat, ehemalige Vorzeigerepublik der Sowjetunion, in die Europäische Union stoßen. Dabei ist das kleine Land zwischen Rigaer- und Finnischem Meerbusen und dem Peipussee durch den Eisernen Vorhang und vor allem durch den Abzug der deutsch-baltischen Minderheit als Brücke nach Mitteleuropa aus dem Blickfeld der Deutschen gerückt. Nun hat Väino Rajangu von der Technischen Universität in Reval (Tallinn) einen Reisebericht des Journalisten Theodor Finke herausgegeben, in dem dieser mit vielen Querverweisen auf die estnische und deutsch-baltische Geschichte ein Bild dieses Kleinods im "weißen Winkel" Europas zu zeichnen versucht (Estland. Gesehenes - Erfragtes - Erlebtes - Gedachtes. Bezug über Buchhandlung Otto Melchers, Schwachhauser Heerstr. 207, 28211 Bremen, Tallinn 2001, 135 Seiten, 9,20 Euro).

Auslandsdeutsche. Die neueste Publikation der Österreichischen Landsmannschaft widmet sich den auf allen Kontinenten verteilten Spuren deutscher Siedler und Auswanderer und ihrer in wenigen Ausnahmen bis heute kultivierten deutschen Identität. Dabei vermißt man die noch in der letzten Ausgabe (JF 17/02) angestrebte nüchterne Wissenschaftlichkeit, der statt dessen eine völkisch gefärbte Betrachtung des Auslandsdeutschtums entgegengesetzt wird, welche vielfach die Realität verfehlt (Deutsch zwischen den Welten. Eckartschrift 161, Wien 2002, 112 Seiten, 7,15 Euro).


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen