© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/02 05. Juli 2002


Eignung ohne Trauschein
von Steffen Königer

Kaum konnte im "Kompetenzteam" nach widersprüchlichen Äußerungen von Lothar Späth und Edmund Stoiber zur "Hartz-Studie" Ruhe im Karton hergestellt werden, rappelte es erneut. Mit Katherina Reiche stellte Stoiber eine 28jährige CDU-Abgeordnete vor, die ihm kompetent genug schien, um für Familie, Frauen- und Jugendpolitik zu sprechen. Nach Kritik aus den eigenen Reihen, Reiche sei doch nicht kompetent in punkto Familie, da sie ihren "Lebensabschnittspartner" und Vater der beiden gemeinsamen Kinder nicht heirate, zuckte Stoiber vorerst zurück. Schließlich habe "Familie" ja etwas mit "Ehe" zu tun, bemerkte zu Recht der konservative Flügel der Union. Gleich war der Chef der NRW-CDU Jürgen Rüttgers zur Stelle. Der fand die Ablehnung Reiches "problematisch, weil der Eindruck entsteht, die Union vertrete ein veraltetes Familienbild".

So ließ der Sturmangriff von SPD bis PDS, von den Grünen bis zur FDP auch nicht lange auf sich warten. "Rückständigkeit" und "Durchsetzungsschwäche" Stoibers wurden gepaart mit "kleinkariertem Familienbegriff". Der Union wurde ad hoc von der SPD-Vizechefin Renate Schmidt vorgeworfen, "den Menschen vorzuschreiben, wie sie leben sollen."

Ob der Union noch rechtzeitig auffällt, daß hier nur ihr etwas vorgeschrieben wird? Soll doch eine CDU-Abgeordnete in einer Partnerschaft leben, wie sie es für richtig hält - nur ist sie damit kompetent genug für eine konservative Familienpolitik?


 
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