© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/02 12. Juli 2002

 
Margarita Mathiopoulos
Die Atlantikerin
von Michael Wiesberg

Ihre Studienzeit in Stanford und Harvard dürfte dazu beigetragen haben, aus der späteren Industriemanagerin und Politikwissenschaftlerin Margarita Mathiopoulos eine Verfechterin des "amerikanischen Traumes" und der Atlantischen Allianz zu machen. Hier weiß sich die 1957 in Bonn geborene Griechin mit ihrem Ehemann, dem CDU-Abgeordneten Friedbert Pflüger, einig. Auch dieser hat sich als US-Apologet einen Namen gemacht.

Instinktsicher hat Mathiopoulos die Wendungen des Zeitgeistes mitvollzogen und steht auch jetzt wieder vorne an, wenn sie sich in einem Beitrag für die Welt darüber ausläßt, warum sie am vergangenen Freitag in die FDP eingetreten ist. Mathiopoulos hält die Liberalen für die "wirklichen Modernisierer Deutschlands". Daß die FDP inzwischen auch die amerikanischste unter den deutschen Parteien ist, dürfte ihre Wahl begünstigt haben.

Wer Mathiopoulos' Buch "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" von 1997 gelesen hat, den kann dieser Schritt nicht überraschen. Mathiopoulos attackiert dort jenen vermeintlichen "Idealtypus der Freunde der geschlossenen Gesellschaft" in Deutschland, in dem sie eine Gefahr für die Demokratie und den Fortschritt sieht. Die angebliche Verschlossenheit der Deutschen gegenüber Neuerungen und Reformen wird der Geschichte des deutschen "Staatssozialismus" von Bismarck bis Kohl zugeschlagen: "Der deutsche Sozialstaat ist nichts anderes als eine Sozialgemeinschaft. Sie hat ihre Wurzel in der Bismarckschen Sozialversicherung, wurde durch die Sozialpolitik des Kaiserreiches und der Weimarer Republik beständig gefördert und fand ihre Überhöhung in der 'Volksgemeinschaft' des Nationalsozialismus."

Mathiopoulos' Karriere behilflich war das Ansinnen von Willy Brandt, "die schöne Griechin" zur Pressesprecherin der SPD zu machen, was aber am Widerstand der Genossen scheiterte. Brandt trat daraufhin 1987 vom SPD-Parteivorsitz zurück. Dennoch bekleidete die Griechin von nun an nur noch Spitzenpositionen: Pressesprecherin der Norddeutschen Landesbank, Managerin bei British Aerospace. Hier entdeckte Mathiopoulos wohl auch ihr neues Faible für alles Militärische. Sie wird seitdem nicht müde, von den Deutschen ein "unverkrampftes Verhältnis zum Militär" sowie ein neues Verhältnis "zur materiell-technologischen Basis" modernisierter Streitkräfte zu fordern. Dies gilt erst recht, seitdem sie Leiterin der im März 2002 eröffneten, Nato-nahen "Denk-Fabrik" "Potsdam Center for Transatlantic Security and Military Affairs" ist.

Deutschland, so Mathiopoulos, müsse endlich seinen Militäretat erhöhen, will es in den USA noch ernstgenommen werden. Diese Aufrüstung läge im "nationalen Interesse". - Und sicherlich auch im Interesse der umtriebigen Rüstungslobbyistin. Vor allem aber im Interesse der USA, die die immensen Lasten des Anti-Terror-Krieges natürlich nicht alleine schultern können.


 
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