© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/02 12. Juli 2002

 
UMWELT
Verschwendung ist billiger
Volker Kempf

Jenseits des Atlantiks erscheint das vom Worldwatch Institute herausgegebene Buch "State Of The World", hierzulande unter dem Titel "Zur Lage der Welt" bekannt. Im Mai kam der jüngste Band heraus. Darin wird zehn Jahre nach der UN-Konferenz Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro eine wenig erbauliche Bilanz gezogen. Wer hätte auch etwas anderes erwartet? So kann es jedoch nicht weitergehen, also müssen Schritte her, "um die Welt in ein Jahrzehnt des sozialen und ökologischen Fortschritts zu führen."

Doch so einfach geht das nicht. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten richtet man sich nämlich nicht nach schlauen Büchern, sondern nach der Haushaltskasse; und die sieht in New York nach dem 11. September mit einem Defizit von fünf Milliarden US-Dollar ziemlich leer aus. Also wird in der Stadt, die so viel Einwohner hat wie die Schweiz, gespart. Das trifft auch die seit Jahren übliche Mülltrennung für Glas, Kunststoff und Pappkartons. Nach Angaben der Stadtverwaltung wird der Müll künftig nicht mehr gesondert eingesammelt, da sich das Recycling nicht lohnt. Die getrennte Müllverwertung kostete die Stadt nämlich pro Jahr 40 Millionen US-Dollar. Lediglich Papier- und Metallabfälle sollen künftig noch getrennt gesammelt werden, da es für ihre Wiederverwertung einen Markt gebe.

In den USA sind die Kosten für alle Energieträger im internationalen Vergleich gering. Also lohnt sich die Verschwendung und Neuherstellung von Glas mehr als das Sammelprocedere. So einfach ist das, und das Glas landet im Müll. Zunächst gilt das für zwei Jahre. In dieser Zeit allerdings verlernen die New Yorker ihre mühsam angelernte Gewohnheit, den Müll zu trennen, sind sich die Anhänger des Recyclings sicher. 


 
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