© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/02 16. August 2002

 
Meldungen

Heroin vom Staat für Drogensüchtige

HANNOVER. Die kontrollierte Heroinabgabe an Drogensüchtige hat am Montag in Hannover begonnen. Die medizinische Versorgung für das bundesweite Projekt sei angelaufen, sagte Hannovers Sozialdezernent Thomas Walter. 70 Abhängige sollen Heroin, 70 den Ersatzstoff Methadon erhalten. Die Studie läuft in sieben Städten. Untersucht werden soll, ob die kontrollierte Abgabe von Heroin statt Methadon die soziale Lage und körperliche Verfassung von Junkies verbessern kann. An dem Projekt können nur Süchtige teilnehmen, bei denen bisher keine Therapie erfolgreich war. Wer von ihnen Heroin und wer Methadon bekommt, darüber entscheidet das Los. Nach Schätzungen der Polizei sind in Hannover derzeit rund 4.000 Menschen heroinabhängig. Die CDU-Fraktion im Landtag bezeichnete den Modellversuch als "drogenpolitischen Irrweg". Eine wirksame Bekämpfung des Drogenmißbrauchs müsse neben Vorsorge und Therapie auch Repression beinhalten, sagte ihr innenpolitischer Sprecher Uwe Schünemann.

 

Sozialminister Alwin Ziel tritt zurück

POTSDAM. Brandenburgs Sozialminister Alwin Ziel (SPD) gibt sein Amt auf. Der 61jährige Ziel hatte in der Großen Koalition 1999 die Nachfolge der SPD-Politikerin Regine Hildebrandt angetreten und das Innenressort nach neun Jahren an den CDU-Minister Jörg Schönbohm abgeben müssen. Ziels Nachfolger wurde Günter Baaske (44), bislang Sozialdezernent des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck hat das zu diesem Zeitpunkt überraschende Ausscheiden seines Sozial- und Arbeitsministers "als einen vernünftigen Schritt zu einem vernünftigen Zeitpunkt" bezeichnet. In den kommenden Monaten stünden viele, teilweise grundlegende Änderungen in Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik an. Diese Aufgabe müsse ein Jüngerer übernehmen, betonte Platzeck.

 

Schändung deutscher Soldatengräber

GÖTTINGEN. Unbekannte Täter haben am letzten Wochenende auf dem Göttinger Stadtfriedhof etwa fünfzig Gräber deutscher Soldaten aus den letzten beiden Weltkriegen beschädigt. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, schmierten sie jeweils großflächig in blauer Farbe "Deutschland verrecke" und "Lang lebe Israel" auf die Grabsteine. Bei einigen Grabmalen wurden in bronzefarbener Schrift "Stalingrad" und mehrfach die Buchstaben "OK" auf die beschrifteten Flächen geschrieben. Zum Teil sei versucht worden, die Inschriften zu beschädigen, was durch Absplitterungen deutlich wurde, erklärte der Sprecher der Göttinger Polizei, Follrich Gans. Die Polizei ermittelt nun wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe gegen Unbekannt.


 
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