© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/02 16. August 2002


Meldungen

Würdelos: Echo auf Kirchenbücher-Rückgabe

NEUSTADT/AISCH. Als Akt der "masochistischen Würdelosigkeit" ist es im letzten Herbst allgemein empfunden worden, daß die deutsche katholische Kirchenführung beschloßen hatte, 3.361 Kirchenbücher aus den Gemeinden jenseits von Oder und Neiße an Polen auszuliefern. Dies geschah in einer Nacht- und Nebel-Aktion, die der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, mit Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin als "geheime Kommandosache" behandelte. Ohne ihre Gläubigen oder Genealogen, die die im Bischöflichen Diözesanarchiv in Regensburg verwahrten Kirchenbücher auswerten, darüber zu informieren, sagte Lehmann seinen polnischen Gesprächspartnern diese wertvolle Hinterlassenschaft aus dem kulturellen Erbe des deutschen Ostens zu. Die Details dieses Coups und das breite, einhellig von berechtigter Empörung zeugende öffentliche Echo, darunter auch den Beitrag Detlef Kühns für diese Zeitung (JF 39/01), dokumentiert nun die jüngste Ausgabe von Ostdeutsche Familienkunde. Zeitschrift für Familiengeschichtsforschung (2/02).

 

Zuwanderung als politischer Selbstbetrug

LEONBERG. Die Herausgeber der von der "Deutschen Studiengemeinschaft" (DSG) in ihre Schriftenreihe aufgenommenen Broschüre "Zuwanderung. Der ideologische Selbstbetrug" (gegen 5 Euro Schutzgebühr zu beziehen bei DSG Leonberg, Fax 07156/32973) benennen im Vorwort die Krux der für die nächsten Jahrzehnte zentralen gesellschaftspolitischen Frage: Volk oder Bevölkerung? Getreu ihrer Prämisse, daß "Volk" ein "humangenetischer Zusammenhang" sei und keine "Summe zufällig in einer Region lebender Menschen verschiedener Zukunft", illustrieren sie anhand eines umfangreichen Datenmaterials den demographischen Wandel in Deutschland, der ihrer Ansicht nach ein Werk gezielter Steuerung ist. Geht man allerdings davon aus, daß der "Bevölkerung" die Zukunft gehört, eine historische Alternative, die von Autoren nicht einmal ansatzweise thematisiert wird, dann stellen die Aufsätze von Edmund Sawall (Entwicklung der Zuwanderung nach Deutschland), Helmut Schröcke (Die Identität des Deutschen Volkes), Christoph Heger (Zum islamischen Religionsunterricht) und Felix Buck (Zuwanderer als Kostenfaktor) nur Rückzugsgefechte dar.

 

Maritime Kultur durch EU-Politik gefährdet

KIEL. Die EU-Kommission hat ihre Vorstellungen über den Abbau der Fischereiflotte veröffentlicht. Wie von den im Deutschen Fischereiverband organisierten Kutten- und Küstenfischern schon seit Monaten befürchtet (JF 24/02), weisen die im Fischerblatt (Heft 7/02) abgedruckten Brüsseler "Abwrack"-Tabellen in eine Richtung, die auf die Verödung der in 200 Jahren gewachsenen maritimen Kultur der kleinen Hafenstädte an Ost- und Nordsee hinauslaufen. Vielleicht gewinnt nun das fischereipolitische Credo der PDS, das in derselben Ausgabe des Fischerblattes neben den Präsentationen von SPD und Grünen zu lesen ist, realistisches Profil: die Fischer sollten sich "alternative Beschäftigungsmöglichkeiten" suchen. Die EU-Vorschläge, auf einer fischereibiologisch schwach gesicherten Basis erstellt, sehen jedenfalls in einzelnen Kutterklassen gerade für Deutsche derart drastische Einschnitte vor, daß Verbandsvertreter sie "weit jenseits dessen, was realistisch und vernünftig ist" einschätzen.

 

Erste Sätze

Zeiten der Wirren regen zum Nachdenken an.

Raymond Aron: Frieden und Krieg. Eine Theorie der Staatenwelt, Frankfurt/M. 1963


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