© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/02 16. August 2002


Neulich im Internet
Stille Post
Erol Stern

An vielen Büroarbeitsplätzen hat das Internet Einzug gehalten. Alle Nase lang hört, sieht und liest man Meldungen über Mitarbeiter, denen aus ihren Surfgewohnheiten schon ein Strick gedreht wurde. Hier hatten die Vorgesetzten sich zielgerichtet oder stichprobenartig Logbücher geben lassen. Äußerst pikant wurde dies bei Besuchen auf Sexseiten und ähnlichem. Besonders Betriebssysteme wie Windows NT und dessen Abkömmlinge (2000 und XP) sind für derartige Überwachungsaktionen geradezu prädestiniert. Umgekehrt konnte ein guter Freund, der Kinderpornographie bezichtigt, dank dieser umfangreichen Aufzeichnungsmechanismen auf seinem (natürlich beschlagnahmten) Firmennotebook entlastet werden. Kurioser Weise hatte der ebenfalls festgehaltene Besuch einer harmlosen Erotikseite die sexuelle Normalität meines Freundes untermauern geholfen. Doch wieder zurück zum Berufsleben: In meiner alten Firma gab es angeblich zwei EDV-Mitarbeiter - ich nannte sie die Keller-Knilche - die bei geringem Arbeitsaufkommen immer unsere eMails mitlasen. Auch in meinem jetzigen Unternehmen mokierten sich meine Chefs über die Menge meiner elektronischen Korrespondenz. Klar, daß sie mitlesen; seither sorge ich dafür, daß dies ein sehr zeitaufwendiges Unterfangen wird! Andererseits, und das ist meine Empfehlung an meine geschätzten Leser, empfiehlt es sich, euphorische und hochmotiviert jauchzende Nachrichten mit eingeweihten Kollegen auszutauschen, sowie ausführlich von Abwerbungsversuchen zu berichten, eigenlobt Euer EROL STERN


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