© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/02 16. August 2002


Blick in die Medien
Vernachlässigt
Ronald Gläser

Werbung ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Immer kostspieliger und aufwendiger werden Maßnahmen zur Neukundengewinnung. Tageszeitungen zum Beispiel versprechen hochwertige Geschenke, wenn ein Jahresabonnement in Auftrag gegeben wird. Die Deutsche Bank lockt mit drei Flaschen erlesenem Rotwein. Bestandskunden gehen dagegen meistens leer aus. Hat sich jemals eine Telefongesellschaft bei einem Kunden bedankt, weil er seit drei Jahren nicht den Anschluß gewechselt hat oder durch immer höhere Rechnungen für Umsatz sorgte? Nichts da. Und wer das Jahresabonnement einer Zeitung stillschweigend verlängert, wird auch nicht mit Präsenten überschüttet. Ähnlich ist es im Wahlkampf. In dieser Arena versuchen alle Wahlkampfstrategen, neue Wählerschichten an sich zu binden. Ihre Stammwähler vernachlässigen CDU und SPD dabei gleichermaßen. So erklärte Friedrich Merz kürzlich, christliche Standpunkte in der Politik begeisterten lediglich ein Viertel der Wähler. Also verzichtet die Union lieber auf einen bibelfesten Politikansatz und wird dem "C" im Namen immer ferner. Die SPD will sogar Steuersündern eine Amnestie einräumen. Was wird wohl der "kleine Mann" mit Präferenzen für die Sozialdemokraten davon halten? Dies erinnert an die jüngste SPD-Anzeigenkampagne vor dem Hintergrund der Bonusmeilen-Affäre: Gerhard Schröder in einem Flugzeug mit dem Slogan "Deutschland wird moderner". Aber nur, wenn Schröder wirklich als Privatmann außer Landes fliegt!


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