© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/02 30. August 2002

 
Gefragt ist nationaler Gemeinsinn
Die Flutkatastrophe kann sich negativ auf die Wahlergebnisse der PDS auswirken
Doris Neujahr

Das Jahrhunderthochwasser hat vor allem die neuen Länder betroffen, doch die PDS, der selbsternannte "Robin Hood des Ostens", kann von der Krisensituation politisch nicht profitieren, im Gegenteil. Nun wird klar, daß viele PDS-Wähler in der Vergangenheit es so ernst mit ihrer Stimme nicht gemeint hatten. Denn kaum jemand will, daß die Partei tatsächlich die Politik bestimmt, und ein Krisenmanagement traut man ihr schon gar nicht zu.

Die Wahlerfolge der PDS waren also weder ein Vertrauensvotum noch Ausdruck ideologischer Präferenzen, sondern in erster Linie ein infantiler Protest, der den etablierten Parteien der alten Bundesrepublik bzw. den "Wessis", von denen man sich gedeckelt fühlte, ein schlechtes Gewissen bereiten sollte. In der Regel ging diese Rechung auf.

Nach der Flut ist Schluß mit lustig! Jeder weiß, daß die Mittel zur Bewältigung der Katastrophe, die über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg hereingebrochen ist, vor allem von Hamburgern, Rheinländern, Hessen oder Schwaben erbracht werden müssen. Klar ist auch, daß Solidarität in diesem Umfang nicht einfach per Gesetz verordnet werden kann. Sie muß, pathetisch gesagt, von Herzen kommen.

In den neuen Ländern weiß man, daß die soziale Demagogie der PDS das Gegenteil des nationalen Gemeinsinns ist, der nun gefragt ist. In Krisensituationen, in echten Notzeiten unterscheiden die Menschen sehr deutlich, wer in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen, und wer nur Ressentiments bedient. Die Flut könnte die Fundamente wegspülen, auf die die PDS bisher ihre Wahlerfolge baute.


 
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