© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/02 13. September 2002

 
Eckhardt Rehberg
Allein im Regen
von Christian Anders

Wer in diesen Tagen durch das spätsommerliche Mecklenburg-Vorpommern fährt, sieht die Straßen nicht nur von Bundestagswahlplakaten gesäumt. Am 22. September wird auch über den neuen Landtag von Mecklenburg und des deutsch gebliebenen Teils Pommerns abgestimmt. Für den CDU-Spitzenkandidaten, den ehemaligen Präsidenten des Fußball-Bundesligisten Hansa Rostock, Eckhardt Rehberg, wird es sich aber wohl ergeben, daß auch wenn seine Partei stärkste Fraktion im Landtag werden sollte, ihm dennoch der Sitz des Regierungschefs verwehrt bleiben wird.

Dabei machten es die roten Affären um den krisengeplagten stellvertretenden Ministerpräsidenten Helmut Holter (PDS) Rehberg und der Union einfach, sich als Saubermänner darzustellen. Problematisch war lediglich, daß Rehberg, genau wie fast die Hälfte seiner Parteikollegen im Schweriner Landtag, seine politische Karriere in der CDU schon lange vor der Wiedervereinigung, begonnen hatte. Mit allerlei Polemik reagierte Rehbergs Intimfeind Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) daher auf dessen Ansinnen, den stellvertretenden Ministerpräsidenten Holter aus dem Amt zu kegeln: "Tun sie doch nicht so, als seien sie im Konzert der Blockflöten die einzige Querflöte gewesen."

Rehberg, der 1954 in Ribnitz-Damgarten geboren wurde, trat nach Abitur, Studium und mehrjähriger beruflicher Tätigkeit als Informatiker 1984 in die DDR-CDU ein, 1989/90 war er gar Mitglied des Parteivorstandes. Aufgrund seiner über die Wendejahre hinausreichenden Funktion als Politiker ist Rehberg mit den Verhältnissen im Bundesland bestens vertraut. Er weiß um die ideologischen und personellen Kontinuitäten in den Minsterialbüros der Landesregierung, in den Ämtern und in den Redaktionen der Lokalzeitungen in Mecklenburg-Vorpommern.

Was ihn jedoch von dem Amt des Ministerpräsidenten trennt, ist schlicht der fehlende Koalitionspartner. Eine mögliche Zusammenarbeit mit der Schill-Partei schloß Rehberg kategorisch aus: "Diese Partei steht nicht zur Debatte." Die FDP ist derzeit allerdings weit von einem Einzug in den Schweriner Landtag entfernt und so bleibt Rehberg lediglich die Möglichkeit der Neuauflage einer großen Koalition.

Daher betonte er bereits mehrmals, daß eine Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten durchaus denkbar sei. Da sich die SPD in der Rolle des "Juniorpartners" mit Rehbergs Intimfeind Ringstorff als stellvertretendem Ministerpräsidenten jedoch nicht gefallen dürfte, wird sie sich wohl für eine neuerliche Zusammenarbeit mit den SED-Nachfolgern entscheiden. Trotz aller Stimmengewinne, die der CDU Mecklenburg- Vorpommern bei der anstehenden Wahl durchaus zuzutrauen sind, steht Rehberg dann, genau wie vor neun Monaten, als er sich für die Kanzlerkandidatur von Angela Merkel einsetzte, wieder alleine im Regen.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen