© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/02 27. September 2002

 
"Für Gott und Vaterland"
Im neugewählten Deutschen Bundestag könnte es trotz rot-grüner Mehrheit spannende Debatten um konservative Themen geben
Manuel Ochsenreiter

P eter Gauweiler hat gut lachen. Er ist einer der 58 Abgeordneten der CSU im neugewählten Bundestag. Für die Christsozialen hat der knappe Verlust der Wahl auch einen - wenn auch nur kleinen - positiven Effekt. Sie ist, insgesamt gesehen mit über neun Prozent der Gesamtstimmen die drittstärkste politische Kraft im Bund und hat 43 der 44 bayerischen Wahlkreise abgeräumt. Ein Drittel der künftigen CDU/CSU-Fraktion sind Abgeordnete der CSU.

"Paradiesvogel Gauweiler" (FAZ) machte aus seiner Freundschaft zum nationalliberalen Manfred Brunner oder zum einstigen FPÖ-Chef und nunmehr "einfachen Parteimitglied aus Kärnten" Jörg Haider nie einen Hehl. Seine Forderung nach einem Plebiszit über die bundesdeutsche Einwanderungspolitik schockierte nicht nur die politische Linke. Für Überraschungen könnte also gesorgt sein.

Neben Peter Gauweiler, der im Neuen Deutschland schon mal als "Mini-Strauß" bezeichnet wird, der in seinem Wahlkreis (München-Süd) über 44 Prozent der Stimmen holen konnte, schaffte auch CSU-Mann Hans-Peter Uhl wieder den Sprung in den Deutschen Bundestag, auf den - ebenso wie auf Gauweiler - sich die Hoffnungen der konservativen Wähler richten. Bekannt wurde der 57jährige Rechtsanwalt aus München vor allem durch seine scharfe Kritik an den rot-grünen Zuwanderungsmodellen. Auch seine klaren Worte zum "Fall Mehmet" erregten bundesweit Aufmerksamkeit. "Der Kampf gegen jugendliche Serienstraftäter muß mutig aufgenommen werden. Das heißt, ausländische Täter müssen nach Möglichkeit abgeschoben werden und die nicht abschiebbaren Täter müssen in geschlossene Heime kommen, wenn andere Erziehungsmethoden versagt haben", forderte er in einem Kommentar in der JUNGEN FREIHEIT im Juli 2002. Ebenso wie Peter Gauweiler gewann er 44,3 Prozent der Erststimmen in seinem Wahlkreis.

Dregger-Nachfolger Martin Hohmann zieht ebenfalls direkt mit 54 Prozent der Erststimmen wieder in den Bundestag ein und verbesserte sein eigenes Ergebnis von 1998 damit um über fünf Prozent. Gegenüber der JUNGE FREIHEIT betonte er, gerade künftig die "rasante Entvölkerung" thematisieren zu wollen. Er wolle vor allem der "Elternarbeit mehr Ansehen, auch in Form finanzieller Hilfe" verschaffen. Als prägnante Losung seiner politischen Arbeit verkündete der drahtige Major der Reserve: "Für Gott und Vaterland!"

Mit der Thüringer CDU-Abgeordneten Vera Lengsfeld zieht wieder eine konservative DDR-Bürgerrechtlerin in den Deutschen Bundestag ein. In den letzten Legislaturperioden als Abgeordnete fiel die 1996 von den Grünen zur CDU übergetretene Streiterin für die innere Einheit Deutschlands vor allem durch ihre scharfen Analysen des SED-Unrechtssystems auf. Gegenüber der junge freiheit bekräftigte sie, auch in Zukunft "eigene Vorstellungen und Konzepte" in einer "starken Opposition" verwirklichen zu wollen.

Gescheitert ist die Potsdamer CDU-Hoffnungsträgerin und Kompetenzteam-Frau in Sachen "Familienpolitik" Katherina Reiche. Die ledige zweifache Mutter konnte nur 22 Prozent der Potsdamer Wähler überzeugen und erreichte damit bundesweit das drittschlechteste CDU-Wahlkreisergebnis.


 
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