© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/02 27. September 2002

 
Zeitschriftenkritik: Sudetenpost
Exilanten-Nostalgie
Ekkehard Schultz

Das vierzehntägig erscheinende Organ Sudetenpost ist das Sprachrohr der Sudetendeutschen Landsmannschaft Österreichs (SLÖ). Daß sich dieses Periodikum als Alternative zur Sudetendeutschen Zeitung auch in der Bundesrepublik großer Beliebtheit erfreut, beweisen regelmäßig die in ihrer Mehrzahl auffällig oft aus dem bayrischen Raum stammenden Leserzuschriften.

Bereits beim ersten Durchsehen der Sudetenpost fällt auf, daß die Wahl der Themen sich tatsächlich an dem durch den Titel vorgegebenen Gesamtrahmen orientiert. So finden die Leser nicht nur in den Leitaufsätzen nahezu ausschließlich "Sudetendeutsches". Erörterungen zu rechtlichen Aspekten, die Vertriebene beachten sollten, lokalhistorische Themen und immer wieder Schilderungen von Vertreibungsschicksalen prägen das Bild des Blattes. Auf aktuelle politische Konstellationen wird hingegen nur dann verwiesen, wenn sie einen klaren Bezug zum Thema Heimatrecht aufweisen. Hier bewegt sich die Sudetenpost wie ihr bundesdeutsches Pendant vollkommen im christlich-konservativen Fahrwasser. So werden Schüssel, Stoiber und Co. als alleinige Alternativen gehandelt, obwohl häufiger in den Leserbriefspalten richtigerweise angemerkt wird, daß diese Vertreter tatsächlich für die Vertriebenen überhaupt keine Alternative verkörpern.

Für die Sudetenpost stellt die Vertreibung historisch - wenn auch natürlich nicht politisch-rechtlich - einen Endpunkt dar. Nur aus dieser Sicht ist die starre Orientierung am klassisch böhmisch-mährischen Heimatbild erklärbar. Die einstmals aus der Lokalität resultierende Ontologie wird seit dem Erreichen dieses Punktes von der bekannten Exilanten-Nostalgie abgelöst. Wie auch viele andere Vertriebenenorgane bleibt die Sudetenpost beim Betrachten eines Zustandes stehen, von dem aus nur noch eine Konservierung, aber keine Weiterentwicklung möglich ist. Solche inhaltlichen Definitionen schlagen sich auch im Stil des Organs wieder, der bis auf wenige Ausnahmen trocken und bieder wirkt.

Interessante Aktionen der SLÖ, die sich für eine spannende Berichterstattung eignen würden, werden nur mangelhaft vermarktet. Dabei wäre dies für eine größere Aufmerksamkeit einer jüngeren und unbefangenen Leserschaft gewiß dienlicher, als die ständige Wiedergabe langer juristischer Ergüsse.

Natürlich muß bei der Bewertung des Verbandsorgans auch berücksichtigt werden, daß die SLÖ im Vergleich zur deutschen Landsmannschaft personell erheblich schwächer ist. So können die Mittel zur Herstellung der Sudetenpost nicht besonders groß sein. Als kontinuierlich informierende Verbandszeitung leistet die Zeitung wie alle Vertriebenenorgane unzweifelhaft eine nicht zu unterschätzende Arbeit. Ob dies allerdings reicht, um in angemessener Art und Weise dringend benötigte externe Unterstützer zu werben, steht auf einem anderen Blatt.

"Sudetenpost", Offizielles Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ), Kreuzstr. 7, A-4040 Linz. Der Einzelpreis beträgt 1,25 Euro.


 
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