© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/02 27. September 2002

 
CD: Ernst v. Salomon
Suggestivkraft
Tobias Wimbauer

Anläßlich des 100. Geburtstages von Ernst von Salomon (JF 39/02) hat das neugegründete Münchner Label "Vox Libri" seine erste CD produziert und veröffentlicht: Vertonungen von Textausschnitten aus Ernst von Salomons autobiographischem Roman "Die Geächteten" (1930), seinem literarischen Debüt (Ernst von Salomon. Ein preußischer Revolutionär. Vox Libri CD 001. Bezugsadresse: Vox Libri, Postfach 80 20 44, 81620 München; vox-libri@web.de).

Ernst Jünger hatte über Salomons "Die Geächteten" geurteilt: "Es (das Buch) verdient gelesen zu werden, weil es das Schicksal der wertvollsten Schicht der Jugend, die während des Krieges in Deutschland heranwuchs, erfaßt."

In den "Geächteten" zeichnete von Salomon das Porträt einer Generation, geboren um die Jahrhundertwende, die Geschichtsabschnitte und Epochenwechsel in schier unwirklich erscheinender Rasanz erlebten. Die Frage nach dem Vaterland stellte sich stets neu. Gedemütigt durch das Diktat von Versailles, sah sich der junge Deutsche einer zerrissenen Nation zugehörig: "Wo war Deutschland? In Weimar, Berlin? Einmal war es an der Front, aber die Front zerfiel. Dann sollte es in der Heimat sein, aber die Heimat trog; es tönte in Lied und Rede, aber der Ton war falsch. Man sprach von Vater und Mutterland, aber das hatte der Neger auch. Wo war Deutschland?"

Das Deutschtum mußte neu erobert werden, wiedererschaffen im Geiste. Das war die später sogenante Konservative Revolution. Männer wie Ernst Jünger, Ernst von Salomon und andere dachten und erschrieben sich das neue Deutschland. Doch nicht nur das Schreiben war Dienst am Vaterland.

Ernst Jüngers Formulierung vom "Nationalismus der Tat" trifft, wie sonst auf kaum jemanden, auf Ernst von Salomon zu: er kämpfte aktiv in Freikorps in Ostpreußen und Schlesien, war am Rande beteiligt am Attentat auf Reichsaußenminister Walther Rathenau, wirkte mit bei der revolutionären Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein, saß jahrelang im Zuchthaus, war auf der Linken zu finden, auf der Rechten - nie beim Liberalismus, stets ein Deutscher, ein Preuße.

An der CD mitgewirkt hat Raymond P., bekannt durch seine Mitarbeit bei Gruppierungen wie Von Thronstahl und The Days of the Trumpet Call. Das 20seitige Beiheft bietet - umrahmt von zeitgenössischen Bildern und Fotos - Hintergrundinformationen zu den ausgewählten Textauszügen, von den Freikorps über Roßbach, den Kapp-Putsch, Oberschlesien bis zur O.C., der "Organisation Consul" einiger ehemaliger Mitglieder der Marinebrigade des Kapitäns Hermann Ehrhardt, die für den Rathenau-Mord verantwortlich waren.

Die Textstellen sind sorgfältig ausgewählt. Durch die ebenso einfühlsame wie zurückhaltende musikalische Untermalung entfalten sie eine Suggestivkraft, die ein mitreißendes Hörerlebnis zur Folge hat. Bedauerlich ist, daß der begabte Sprecher, dessen eindringlicher Vortrag sehr zum Gelingen dieses ungewöhnlichen Hörbuches beigetragen hat, weder auf dem Tonträger noch im Beiheft mit Namen genannt wird.

"Der weitaus größte Teil der Deutschen, der heute stumm ist, wartend, mißtrauisch, angegriffen, ohne sich verteidigen zu können, kann nicht einfach als nichtexistent betrachtet werden. Ich habe das Glück, nicht zu diesen zu gehören, und von ihnen gehört zu werden", schrieb Ernst von Salomon nach dem Kriege. Neu gehört werden kann von Salomon mit dem hier vorgestellten Silberling.

"Ein preußischer Revolutionär" ist ein Stück erlebte Konservative Revolution in Ton und Wort. Weitere Hörbuch-Projekte mit einer ähnlichen Stoßrichtung sind bei "Vox Libri" geplant. Man darf gespannt sein.


 
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