© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/02 04. Oktober 2002

 
Boykottiert Springer!
von Andreas Wild

Das Imperium schlägt zurück. Journalisten des Axel Springer Verlages sollen nach Auskunft von Klaus-Peter Schmidt-Deguelle, seines Zeichens "Kommunikationsberater" der soeben im Amt bestätigten rot-grünen Bundesregierung, künftig als "Journalisten zweiter Klasse" behandelt und unter anderem von Hintergrundgesprächen ausgeschlossen werden. Auch müsse, so Bundeskanzler Schröder höchstpersönlich, "alles getan werden, damit die regierungsfeindliche Haltung der Springer-Presse nicht aufs Fernsehen überschwappt".

Ein neuer "Springer-Boykott" also, wie ihn die SPD und die Grünen (und dazu auch weite Kreise in CDU und FDP) in den Jahren vor der Wiedervereinigung schon einmal praktizierten. Es gelang ihnen mit solchen Methoden damals nicht, den historischen Lauf der Dinge aufzuhalten, doch das publizistische Klima vergiften konnten sie allemal, zumal ihnen unzählige andere Medien im "Kampf gegen die entspannungsfeindliche Springer-Presse" eifrig beisprangen und massivste Hetze gegen die Kollegen von der "falschen Seite" betrieben. Wird sich das jetzt wiederholen?

Nun, die Zeiten haben sich doch geändert. Zwar gibt es nach wie vor einen Boykott gegen die Minderheit der dezidierten konservativen Presse (an dem sich mittlerweile auch die Springer-Zeitungen beteiligen), aber der Korpsgeist der Medienvertreter und ihr Selbstbewußtsein sind inzwischen mächtig gewachsen. Man läßt sich nur noch höchst ungern von der Regierung vorschreiben, wer dazugehört und wer als Feind zu behandeln ist. Auf dieser Linie sollte man fortschreiten.


 
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