© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/02 04. Oktober 2002

 
UMWELT
Öko-Optimisten
Volker Kempf

Die Frankfurter Buchmesse steht vom 9. bis 14. Oktober an. Eines läßt sich schon jetzt sagen: Die Zeit der auflagenstarken Umweltliteratur ist vorbei. Seit Mitte der neunziger Jahre erfreuen sich öko-optimistische Töne größerer Beliebtheit. Den Anfang dürften Günter und Peer Ederer mit ihrem 1995 erschienenen Verkaufsschlager "Das Ende der Egoisten" markieren. Von der "Legende von den knappen Ressourcen" ist in dem Wirtschaftsbuch die Rede: "Auf der einen Seite behaupten die Umweltverängstigten, wir verschleudern die knappen Ressourcen und hinterließen unseren Kindern eine ausgeplünderte Welt, auf der anderen Seite halten sie uns vor, wir lebten in einer Überflußgesellschaft." Nur eines könne stimmen, nämlich letzteres.

Tolle Logik. Dann mag jeder ein schönes Fest feiern, dafür den Keller und die Speisekammer plündern, um dann zu erzählen, nichts werde weniger. Das böse Erwachen kommt aber nach dem großen Sektrausch bestimmt, nämlich dann, wenn nichts mehr auf den Frühstückstisch kommt und sich die Gäste um das letzte Stück Butter streiten. Mit anderen Worten: Was kümmert es die Ederers, wenn der Krieg ums Öl angeheizt wird. Ihr Buch steht heute leicht angestaubt im Bücherregal. Der dänische Statistiker Bjørn Lomborg hat es mit seinem Titel "Apocalypse No!" beerbt. Es ist bei der Apokalypse vom 11. September gleich mit explodiert. Seit wenigen Wochen liegt das Werk aber in deutscher Sprache vor und wird auf der Buchmesse präsentiert.

Der Gipfel des Öko-Optimismus dürfte damit erreicht sein und Oswald Spenglers "Untergang des Abendlandes" wieder in Erinnerung rufen. So leicht entkommt man den Klassikern und ihren Neuauflagen nicht, auch nicht auf der Buchmesse.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen