© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/02 04. Oktober 2002

 
Frisch gepresst

Deutschland ist kein Staat mehr. Mit diesem kaltschnäuzigen Diktum beginnt Hegels Schrift zur "Kritik der Verfassung Deutschlands" aus dem Jahre 1801. Walter Mäder nimmt mit dem Mann, von dem Spötter behaupten, er habe Gott gekannt, während der Historiker Ranke nur an ihn geglaubt habe, Maß, um die Rechtsbegriffe Staat, Verfassung, Souveränität und Volk zu deklinieren. Mäder kennt natürlich auch Carl Schmitt und Hermann Heller, und so gelingt ihm eine für die "herrschende Lehre" der staatsfrommen Vertreter des öffentlichen Rechts niederschmetternde Dekonstruktion des metajuristischen Diskurses. Als Glanzstück dieses noch ausführlich zu würdigenden, leider sehr teuren Werkes fällt Mäders Exkurs zum Thema "Europa-Eschatologen" schon beim ersten Blättern ins Auge (Kritik der Verfassung Deutschlands. Hegels Vermächtnis 1801 und 2001, Duncker & Humblot, Berlin 2002, 169 Seiten, 49,80 Euro).

Monotheismus. Der ehemalige Moral- und Pastoraltheologe an der Päpstlichen Hochschule San Anselmo in Rom, Anselm Gün-thör OSB, betont in seiner Denkschrift die Ähnlichkeiten zwischen Islam und Christentum als bekennende Einheiten eines schöpfenden Gottes, von denen grundsätzlich keine gegenseitige Gefahr ausgehen dürfte. Er betont aber auch die Unterschiedlichkeit der reinen moslemischen Glaubenslehre zur heutigen, politisch doktrinierten Islamisierung. Letztere finde beim Kampf um die absolute Universalreligion gegen einen gegenwärtigen schwachen Glauben und die sittliche Dekadenz innerhalb des Christentums keinen gleichwertigen Gegner (Der Islam und wir Christen. Fe-Medienverlag, Kisslegg 2002, 78 Seiten, 4,50 Euro).

Terrorismus. Der Literaturwissenschaftler Thomas Hoeps griff bereits 1997 in seiner Dissertation das Thema des Terrorismus in der Literatur auf. Besonders der jetzt nach 25 Jahren einsetzenden Historisierung des "heißen Herbstes 1977" setzt er die zeitgenössische kritische Einschätzung der Literaten entgegen. Um dieses Bemühen etwas heterogener darzustellen, bemüht sich Hoeps, mit Kleists "Michael Kohlhaas" und von Salomons "Die Geächteten" auch auf andere Zeitabschnitte einzugehen (Arbeit am Widerspruch. "Terrorismus" in deutschen Romanen und Erzählungen (1837-1992). Thelem Verlag, Dresden 2002, 339 Seiten, 34,90 Euro).


 
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