© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/02 11. Oktober 2002

 
Meldungen

Tumulte bei Lesung mit Martin Walser

LEIPZIG. Mit lautstarken Zwischenrufen und Antisemitismus-Vorwürfen haben etwa 15 Besucher vergangenen Sonntag eine vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) übertragene Lesung mit Martin Walser gestört. Der 75jährige Schriftsteller, der mit seinem umstrittenen Roman "Tod eines Kritikers" im Lese-Café in der Leipziger Pfeffermühle zu Gast war, sollte am Lesen gehindert werden. Walser reagierte schockiert auf die Anwürfe. Seiner Erfahrung nach hätten solche Störer das Buch selbst nicht gelesen. "Sie haben lediglich etwas gehört", wird Walser zitiert. Auf das Angebot des Schriftstellers, mit den Störern zu sprechen, gingen diese nicht ein. Nach etwa 20 Minuten wurden sie von dem für die Veranstaltung engagierten Wachdienst des Saales verwiesen. Im Frühjahr hatte der Mitherausgeber der FAZ, Frank Schirrmacher, mit der Ablehnung eines Vorabdrucks von Walsers Buch und Antisemitismus-Vorwürfen einen wochenlangen Schlagabtausch über das Werk ausgelöst.

 

Auszeichnungen für Lindgren und Lenz

MÜNCHEN. Die kürzlich verstorbene Astrid Lindgren und der Hamburger Autor Siegfried Lenz werden für ihr Lebenswerk mit dem internationalen Buchpreis "Corine" ausgezeichnet. Lindgren, die am 28. Januar im Alter von 94 Jahren gestorben war, werde posthum "für ihre außergewöhnliche Bedeutung im Bereich Kinder- und Jugendbuch" geehrt. Für Millionen Kinder und Erwachsene bleibe die Schwedin durch "Pippi Langstrumpf" oder "Ronja Räubertochter" unsterblich. Die Tochter Astrid Lindgrens werde den Preis entgegennehmen, sagte die Kuratoriumsvorsitzende Rosemarie von dem Knesebeck. Den Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber erhält Siegfried Lenz, zu dessen bekanntesten Büchern neben der "Deutschstunde" auch der Roman "Heimatmuseum" gehört. Die Verleihung der "Corine" findet am 6. November im Münchner Cuvilliés-Theater statt.

 

Appell: Terror nicht mit Krieg beantworten

BERLIN. Ein Jahr nach dem Beginn der Bombardierung Afghanistans haben 120 deutsche Wissenschaftler und Künstler die Politik aufgefordert, Terrorismus nicht mit Krieg zu beantworten. In dem am Freitag veröffentlichten Aufruf der "Aktion für mehr Demokratie" mit dem Titel "Nicht in unserem Namen!", betonen die Unterzeichner , es sei nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht der Völkergemeinschaft, den Terrorismus zu bekämpfen. "Wir sind aber davon überzeugt, daß Krieg das falsche Mittel ist, um den Terrorismus aus der Welt zu schaffen." Es widerspreche dem Geist des internationalen Rechts und den von allen Völkern geteilten moralischen Vorstellungen, "einen Präventivkrieg gegen den Irak zu führen, wie es der Präsident der USA offenbar beabsichtigt". Wer den Terrorismus wirksam bekämpfen wolle, müsse die Vereinten Nationen stärken und dürfe nicht "auf eigene Faust Rache üben". Zu den 120 Unterzeichnern des Appells gehören unter anderem Günter Grass, Peter Rühmkorf, Uwe Timm, Peter Ensikat, Walter Jens, Jürgen Habermas, der PEN-Präsident Johano Strasser, die Wissenschaftler Hans Mommsen und Oskar Negt, der Pfarrer Friedrich Schorlemmer, die Schauspieler Hannelore Elsner, Hannelore Hoger und Will Quadflieg sowie der Regisseur und Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Jürgen Flimm.

 

Sprach-Pranger

"Be Smart - Don't Start"

Motto eines internationalen Nichtraucher-Wettbewerbs der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung


 
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