© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/02 18. Oktober 2002

 
Brisantes Dossier
von Michael Waldherr

Die Hoffnung der Palästinenser auf einen eigenen - von den USA versprochenen - Staat schwindet. Dies steht in einem Dossier, das die Palästinensische Autonomiebehörde der US-Regierung zugeleitet hat. Diese Entwicklung sei Folge der ständigen Invasionen der israelischen Armee und der jüdischen Siedlungspolitik. Seit 1993 die Osloer Verträge unterzeichnet wurden, hat sich die Zahl der jüdischen Siedler verdoppelt.

"Wenn die internationale Gemeinschaft nicht willens ist, Bau und Erweiterung israelischer Kolonien einzudämmen, werden eine unumkehrbare Situation und das dadurch de facto entstehende Apartheidssystem die Palästinenser zwingen, die Glaubwürdigkeit der Zwei-Staaten-Lösung zu überdenken", warnt die Autonomiebehörde. Mit anderen Worten: Wenn Israel das Entstehen eines lebensfähigen palästinensischen Staates systematisch untergräbt, könnten die Palästinenser wieder das Existenzrecht Israels abstreiten. An der militärischen Überlegenheit Israels besteht kein Zweifel, aber auch nicht daran, daß die Gewalt im Nahen Osten kein Ende nähme, solange es dort noch Palästinenser gibt. "Ethnische Säuberung" als akzeptable Lösung in der "westlichen Wertegemeinschaft", zu der Israel zählt?

"Die Israelisierung der palästinensischen Gebiete reduziert einen künftigen Palästinenserstaat auf das Nahost-Gegenstück zu einem Indianerreservat", heißt es im Dossier. Ob dieses Argument ausgerechnet bei wildwest-begeisterten US-Amerikanern zieht? Die Hoffnung stirbt zuletzt.


 
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