© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/02 25. Oktober 2002

 
Junge Union wählte neuen Chef
Deutschlandtag in Düsseldorf
Alexander Schmidt

Mit dem 23jährigen Philip Mißfelder wurde auf dem Deutschlandtag der Jungen Union (JU) der jüngste Chef der CDU-Nachwuchsorganisation aller Zeiten gewählt und die bis dahin amtierende Bundesvorsitzende Hildegard Müller in ihren jugendpolitischen Ruhestand geschickt.

Ein politischer Neuling ist Mißfelder jedoch keinesfalls. Mit Zwölf trat er der Schülerunion bei, deren Vorsitzender er noch bis vor kurzem war. In das Schema des JU-Karrieristen ohne Konturen, dafür aber mit schlecht sitzendem Anzug und perfekt gebundener Krawatte, paßt Mißfelder dennoch nicht. Vielmehr ist der bodenständige Bochumer ein Mann der leisen Töne, wenngleich er der CDU offen ein Nachwuchsproblem attestiert.

Für die JU könnte der politische Führungswechsel einen nötigen Umschwung darstellen, denn die sinkenden Mitgliederzahlen und der seit Jahren wachsende Einfluß des Bundesverbandes haben die JU in eine Krise geführt, aus der Mißfelder sie herausführen will. Er kritisiert die Überalterung der JU, in der mehr und mehr gestandene Geschäftsleute denn Jugendliche Politik machen. Die Diskussionen um eine Cannabis-Freigabe oder das Verbot von gewalttätigen Computerspiele hätten gezeigt, daß die Parteien - nicht zuletzt die Union - das Verständnis für die Sorgen von Jugendlichen grundlegend verloren hätten. "Das sind nicht die Probleme, die uns beschäftigen", sagt er. "Junge Leute wollen eine gute Ausbildung, einen Job und eine Gesellschaft, die ihnen Perspektive und Orientierung bietet."

Weiterhin will er die Unabhängigkeit der JU gegenüber der Mutterpartei stärken. Deshalb hat er angekündigt, auf dem CDU-Bundesparteitag im November seinen erst vor zwei Jahren erworbenen Platz im Bundesvorstand der Union nicht weiterführen zu wollen. "Ich will mich auf den JU-Vorsitz konzentrieren. Das war doch das Problem der bisherigen JU-Vorsitzenden, daß sie zu sehr in Loyalitäten gegenüber der Mutterpartei eingebunden waren", so Mißfelder.


 
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