© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/02 25. Oktober 2002

 
CD: Rock
Junge Alte
Holger Stürenburg

Status Quo, die großen alten Männer des Boogierock, sind zurück! Die legendäre Hitschmiede um Francis Rossi und Rick Parfitt hat soeben ihr 25. Studioalbum "Heavy Traffic" (Island/Mercury) veröffentlicht. Gleich vorweg: Der klassische Rock'n' Roll, Boogie Woogie und Bluesrock von Status Quo hat sich auf "Heavy Traffic" nicht großartig verändert. Die Band ist sich auch 2002 treu geblieben. Nur klangen ihre Songs seit vielen Jahren nicht mehr so frisch, schnörkellos und geradlinig wie heute.

Alles, was man an Status Quo schon immer geschätzt hat, findet sich auch auf "Heavy Traffic": Schneller Rock'n'Roll in bester Chuck-Berry-Tradition ("I don't remember anymore"), treibender "Blues and Rhythm" (so der Titel des Eröffners), wiegender, eingängiger Boogierock ("Creepin' up on you", "Solid Gold", "Another Day") und mit akustischen Gitarren verzierte Countryklänge ("Green"). Den Schluß der CD mit ihren insgesamt 13 Liedern versüßt eine mystische Rockballade ("Rhythm of Life"); die erste Singleauskoppelung, "Jam Side down", hat Terry Britten beigetragen, der sich in den Achtzigern unter anderem für Tina Turners Comeback-Hit "What's Love got to do with it" verantwortlich zeichnete - und würde Little Richard heute noch rocken statt predigen, klänge er wie die Quo's bei "All stand up (Never say never)".

Die Geschichte von Status Quo geht bis ins Jahr 1967 zurück. Im "Summer of Love" veröffentlichten Andy Bown, Pete Kirchner, Alan Lancester, Rick Parfitt und Francis Rossi ihre erste Single "Pictures of Matchstickman". Zu Beginn ihrer Karriere frönten sie eher biederem Pop mit psychedelischen Einflüssen, erst das Album "Piledriver" leitete 1972 die Kehrtwende ein: Von nun an wurde gerockt und gerollt, was das Zeug hielt. Ein Hit folgte auf den anderen: "Paper Plane" (1972), "Caroline" (1973), "Down Down" oder "Roll over lay down" (beide 1975). Der endgültige Durchbruch, besonders in Deutschland, gelang der Band 1977 mit ihrer Fassung der John-Fogerty-Komposition "Rockin' all over the World". Die Hymne auf das schnelle, wilde Leben des Rock'n'Roll ist längst zum Klassiker avanciert; sie dient bis heute als Motto ihrer Konzerte.

In den achtziger Jahren feierten Status Quo ihre größten Erfolge in Deutschland. So hielt sich der Boogierocker "What you're proposing" im Herbst 1980 wochenlang in den deutschen Hitparaden. Weitere Singlehits wie "Something about you Baby I like" (1981), "Dear John" (1982), "Ol Rag Blues" (1983) oder "Marguerita Time" (1984) folgten, bis der britischen Rockformation, deren Konzerte manchmal über drei Stunden dauern, im Herbst 1986 mit "In the Army now" der erste Nummer-eins-Hit in der Bundesrepublik gelang.

In den 1990ern mußte Status Quo ein paar Gänge zurückschalten, ihre Alben plazierten sich nur noch in den unteren Rängen der Hitparaden. Die Band verlegte sich daraufhin auf die Interpretation großer Hits anderer Künstler und veröffentlichte zwei erfolgreiche Alben, nur mit Coverversionen von Elvis über Bob Seger bis Men without Hats bestückt.

Mit ihrer neuen CD "Heavy Traffic", die mit einer Ausnahme nur eigenes Material enthält, schließen Status Quo konsequent an ihre goldenen Zeiten Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre an. Es gibt keine Ausflüge in das kommerzielle Reich des Pop mehr; manche Songs klingen so munter, aufstrebend und jung, daß man annehmen könnte, sie seien auf den hitträchtigen Sessions vor 20 Jahren eingespielt worden. Aber dies stimmt nicht: Status Quo sind jung geblieben und daher auch heute noch in der Lage, klassische Rock-, Blues- und Boogiehymnen für die Ewigkeit zu komponieren - wie sie es auf "Heavy Traffic" erneut eindrucksvoll unter Beweis stellen.


 
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