© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/02 01. November 2002

 
Meldungen

US-Rüstungsetat folgt Maximen Mackinders

BONN. Im transatlantischen Krieg der Geister haben nun auch die linken Blätter für deutsche und internationale Politik (10/02) ihren Graben bezogen. Die Berliner Politologen Olaf Winkel und Orkan Kösemen widmen sich unter dem Stichwort "Echolon" einem vermeintlich alten Hut: der geheimdienstlich organisierten US-Wirtschaftsspionage, die zwar aus den Schlagzeilen verschwunden sei, aber vom CIA ungebremst weiter betrieben werde. Ebenso kritisch durchleuchtet Steffen Hertog die "Doppelbödigkeit der amerikanisch-saudischen Allianz", deren arabischen Pfeiler er jedoch innenpolitisch für stabiler hält als viele andere Nah-Ost-Experten. Die Grenzen zum "Antiamerikanismus" überschreiten zwei US-Publizisten, Robert Kagan und William Pfaff, die ihre Attacken gegen Bush reiten. In deren Tonlage befaßt sich der Berliner Politikwissenschaftler Lutz Unterseher mit dem "Rüstungsschub" in Bushs Amtszeit. Daß der seit 1999 sprunghaft gestiegene Militäretat die US-Weltherrschaft festigen soll, steht für Unterseher so außer Frage wie die Abkehr von "Jahrhunderte alten Standards westlicher Rechtskultur", die in der US-Präventivkriegsdoktrin zum Ausdruck komme. Neu ist allerdings, daß die Etatpositionen einen geostrategischen Zielwechsel verraten: Nicht mehr die Seeherrschaft (Mahan), sondern die Kontrolle über die eurasische Landmasse, wie sie der Geopolitiker Mackinder vor hundert Jahren empfoheln hat, solle Washingtons "Welthegemonie" sichern.

 

Vom Konservatismus grüner Bildungsarbeit

BERLIN. Die politische Bildungsarbeit der Grünen hält mit fast sympathischer, weil altmodischer Penetranz an Ideologemen aus ihrer "Kampfzeit", den siebziger Jahren, fest. Dritte Welt ("Nord-Süd-Gefälle"), globalisierungskritische Forderungen nach "gerechter Ressourcenverteilung", nach ökologischem Umbau der Industriegesellschaft, Anti-Kriegs-Idyllik ("Der freie Bürger als Soldat", wie eine Tagung heißt, die sich vom 1. bis 3. November mit dem Anteil des "Militarismus" an der "Formierung des Nationalstaates" beschäftigt), NS-Bewältigung (Projekt "bunt statt braun") und natürlich "Geschlechterpolitik (mit "Workshops" zu "Gender Mainstreaming" als "neue geschlechtspolitische Strategie auf europäischer Eebene") füllen die Seiten des Veranstaltungskalenders 2002/02 der Heinrich-Böll-Stiftung. Mitte November lädt die Stiftung zum "Fachgespräch" über die konservative Konkurrenz, den "Intellektuellen Rechtsextremismus".

 

Erste Sätze

Wenn doch nur ein einziger Sonnenstrahl in diese grauen Novembertage gefallen wäre!

August Winnig, Heimkehr, Hamburg 1935.


 
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