© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/02 08. November 2002

 
Zeitschriftenkritik: Mitteilungsblatt der Priesterbruderschaft St. Pius X.
Positive Bilanz
Werner Olles

Als "Informationsorgan der Priesterbruderschaft St. Pius X. für Deutschland, Schweiz und Österreich" erscheint das "Mitteilungsblatt" im DIN-A-5-Format und etwa fünfzig Seiten stark monatlich. Herausgeber für den deutschen Distrikt ist die "Vereinigung St.Pius X. e.V." im Priorat St. Athanasius in Stuttgart. Für die Redaktion zeichnet Pater Markus Heggenberger verantwortlich.

40 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils in Rom und 33 Jahre nach dem weltweiten Aufbau der von Erzbischof Marcel Lefebvre im schweizerischen Freiburg gegründeten traditionstreuen Priesterbruderschaft Pius X. zieht deren Generaloberer, Msrgr. Bernard Fellay, in einem aus der Zeitschrift Fideliter übernommenen Interview eine Bilanz des bisherigen Wirkens. Diese fällt angesichts der wachsenden Zahl der Priester in der Priesterbruderschaft weitgehend positiv aus. Aber der Generalobere weist auch darauf hin, daß trotz des relativ jungen Durchschnittsalters der Priester von knapp unter 40 Jahren die zentralen Strukturen in den Distrikten gestärkt werden müssen, um die inzwischen kranken, gebrechlichen oder alten Mitbrüder aufzunehmen, und für sie soziale Absicherungen zu schaffen.

Über die Beziehungen zu Rom liest man, daß es sowohl zu Kardinal Ratzinger als auch zu Kardinal Hoyos verschiedene Kontakte gegeben hat. Ratzingers Vorschlag, eine Studiengruppe einzuberufen, um die gravierenden Probleme und Fragen, die auf der theologischen und liturgischen Ebene existieren, zu vertiefen, stieß jedoch auf Skepsis. Der Brief des Kardinals sei in einen Kontext eingebettet, der "undurchsichtige Manöver Roms gegen die Priesterbruderschaft" enthält, was die Durchführung einstweilen nicht als geboten erscheinen läßt. Auch in der Diskussion mit Kardinal Hoyos - den viele Gläubige bereits als den Nachfolger von Johannes Paul II. sehen - überwog der Eindruck, daß dieser allein das Problem ernst nimmt, das die Priesterbruderschaft für die Konzilskirche darstellt, die theologische Arbeit und die Argumente der Traditionalisten aber überhaupt nicht versteht.

In einer "Nachlese zum 11. September" nimmt die Tochter des weltberühmten Predigers und Evangelisten Billy Graham, Anne Graham, Stellung zu der Frage, wie diese Geschehnisse mit Gottes Existenz in Einklang zu bringen seien und seiner Verheißung, den Menschen Schutz zu bieten. Anne Graham verweist indes auf die biblische Erkenntnis: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten!" Leichtfertig hätten wir Gott und seine Gebote entsorgt und staunten nun darüber, wie die Welt zur Hölle geht. Während das Laute, Vulgäre, Obszöne und Brutale frei durch den Cyberspace fließe, würden diejenigen verhöhnt, die zu Umkehr und neuer Besinnung aufriefen. Gleichzeitig führten wir Klage, in welch erbärmlichen Zustand sich unsere Welt befindet. Weitere interessante Texte befassen sich mit dem "hl. Athanasius und der Glaubenskrise des 4. Jahrhunderts" und dem "religiösen Hintergrund der Tragödien Shakespeares".

Anschrift: Priorat St. Athanasius. Stuttgarter Str. 24, 70469 Stuttgart. Der Bezug ist kostenlos.


 
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