© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/02 08. November 2002

 
Kant für vierzehntausend
Bücher: In Berlin fand zum dritten Mal die Liber Antiquariatsmesse statt
Ekkehard Schultz

Zum dritten Male fand am vergangenen Wochenende die Berliner Antiquariatsmesse "Liber Berlin" im Ludwig Erhard Haus in der Nähe des Kurfürstendamms statt. Auf drei Etagen konnten Bücherfreunde und Bibliophile hochwertige und seltene Stücke in Augenschein nehmen und - soweit es der Geldbeutel erlaubte - auch erwerben.

Das Angebot der 115 vertretenen Händler spiegelte eindrucksvoll die aktuelle schwierige Marktlage wider: Insgesamt dominierten Bücher, die mit Preisen zwischen 100 und 500 Euro ausgezeichnet waren. Bei der vergleichbaren Kölner Antiquariatsmesse lagen sie noch vor wenigen Jahren zwischen 500 und 2.500 Euro. Das Ausstellungskontingent der "größten antiquarischen Buchmesse auf dem europäischen Kontinent" (Veranstalterprospekt) lag pro Stand zwischen 50 und 300 Titeln. Außer vielen alteingesessenen Berliner Händlern wie Blanke, Grewe & Hauff oder Läßig & Jeschke dominierten Antiquare aus dem west- und süddeutschen sowie dem angelsächsischen Raum. Dagegen waren die Standesvertreter aus Mitteldeutschland mit dem Leipziger Zentralantiquariat und dem Antiquariat Koenitz aus Leipzig deutlich unterrepräsentiert.

Die meisten Anbieter setzten ihre Schwerpunkte im 18. und 19. Jahrhundert, zumeist in den Gebieten Orts- und Landesgeschichte. Für die Erstausgabe von Kants "Kritik der reinen Vernunft" von 1781 war ein Preis von 14.000 Euro angesetzt. Herausragende Einzelstücke aus dem Bereich Autographen und Handschriften bot das Antiquariat Inlibris aus Wien mit einem Gedichtmanuskript des Germanisten Wilhelm Grimm (5.500 Euro), einer Porträtphotographie mit eigenhändiger Widmung von Peter Tschaikowsky (12.000 Euro) und einem Brief des Komponisten Carl Maria von Weber aus dem Jahre 1819 für 6.000 Euro an.

Die klassische Moderne der "goldenen Zwanziger" war trotz des Standortes Berlin nur schwach vertreten. Die markantesten Stücke aus dieser Zeit lagen im graphischen Bereich, darunter Stiche von Max Beckmann und Otto Dix. Die Preise lagen hier zwischen 800 und 3.000 Euro.

Obwohl viele Händler gerade hinsichtlich des Sonntags, von dem sie sich einen größeren Publikumszuspruch erhofft hatten, ihre Enttäuschung nicht verbargen, bekundeten die meisten ihre Bereitschaft, auch im nächsten Jahr wieder nach Berlin zu kommen und der noch sehr jungen Veranstaltung eine erneute Chance zu geben. Kritikwürdig ist nach Meinung mehrerer Vertreter hingegen die Außenwerbung, die im Hinblick auf den selbst unter Berliner Bücherfreunden wenig bekannten Termin dringend verbesserungswürdig sei.

Kontakt: Arbeitsgemeinschaft LiberBerlin, Postfach 15 01 28 , 10663 Berlin, E-Post. info@liberberlin.de , Internet: www.liberberlin.de 


 
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