© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/02 15. November 2002

 
Frisch gepresst

Roter Terror. Niemand weiß, wieviel Opfer der Nationalsozialismus in einer jahrzehntelangen Diktatur gefordert hätte. Der Kommunismus verfügte leider über diese Zeit und alle Opfer Lenins, Stalins und ihrer Nachfolger werden in Größenordnungen geschätzt, die die Zahl des gesamten deutschen Volkes übertreffen. Namenlos sind die Schicksale von Zigmillionen Kulaken, Oppositionellen, nationalen Minderheiten, orthodoxen Kirchenvertretern und sogar eigenen kommunistischen Gesinnungsgenossen, die ermordet, gequält, gefoltert, auf einer baumlosen Insel im Aralsee dem wochenlangen Hungertod überantwortet, erfroren oder sonstwie zu Tode gekommen sind. Die russische Sektion der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) startet mit der Herausgabe ihres Buches, dessen deutsche Übersetzung nun der Leopold Stocker Verlag veröffentlicht, den Versuch, die in den Weiten der Sowjetunion in Gulags Geschundenen in die Erinnerung zu rufen - auch mit der Kritik verbunden, daß nicht nur in Rußland die Aufarbeitung des Totalitarismus des kommunistischen Systems blockiert wird und eine Information im russischen Geschichtsunterricht nicht stattfindet (Schwarzbuch Gulag. Die sowjetischen Konzentrationslager. Graz 2002, 312 Seiten, 29,90 Euro).

 

Ostpreußen 1945. Nach der Erzählung der Geschichte der Vertriebenen Edith Goertz aus dem kleinen ostpreußischen Dorf Sandlauken nördlich von Königsberg machte sich die deutschstämmige Lotte S. Couch aus London daran, in offiziellen russischen und deutschen Dokumenten über den Todesmarsch zu recherchieren, den die Bewohner des Ortes zu absolvieren hatten, da sie nicht mehr fliehen konnten und so der Willkür der russischen Besatzung unterworfen waren. Ihr Buch handelt von einer damals minderjährigen Dorfbewohnerin aus einer Landarbeiterfamilie, die durch die Brutalität der Besatzer, Hunger und Strapazen in der Zwangsarbeit auf den im entvölkerten Nachkriegs-Ostpreußen eingerichteten Kolchosen den größten Teil ihrer Familie verlor. Der zweite Teil des Buches beschreibt eine Reise in die alte Heimat in den Neunzigern, wo die Vertriebene im heruntergekommenen Ort auf weitestgehend unwissende Russen trifft, denen in der Schule allenfalls das Bild menschenschindender deutscher Gutsbesitzer weitergegeben wurde (Sandlauken. Frieling Verlag, Berlin 2002, 176 Seiten, 8,90 Euro).


 
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