© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/02 06. Dezember 2002


Schwarzer Rassist
von Steffen Königer

In der Montagsausgabe der Zeitung Die Welt war ein Interview zu lesen, das in dieser Form wohl kaum seinesgleichen finden wird. Der namibische Staatspräsident Sam Nujoma führt sich auf, als wolle er den Journalisten nicht nur mit körperlicher Gewalt zu Leibe rücken, er macht sie nachgerade für alles verantwortlich, was im Namen der "Weißen Arroganz" im Afrika des 19. Jahrhunderts geschah. Nujoma schüchtert ein, poltert gegen weiße Farmer, droht unverhohlen mit Gewalt. Eine Meinung über afrikanische Länder wie Simbabwe und Südafrika scheint der 73jährige Präsident auch nicht zu haben; Fragen zu Parallelen seines Regierungsstils beantwortet er nur mit einem knurrigen "Gehen Sie doch gefälligst dahin". Und, weil nichts von vor 200 Jahren vergessen ist, "werden wir uns mit Ihnen direkt befassen."

Ein Politiker, der hierzulande solche Töne anschlüge, würde wohl mit einer Gefängnisstrafe oder einem Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt zu rechnen haben. Nujoma kandidiert jedoch nicht nur erneut, er war im Juni im Rahmen eines Arbeitsbesuches sogar zu Gast in Deutschland gewesen und traf auch Bundeskanzler Gerhard Schröder. Kritik? Fehlanzeige! Kein Wort von der Vertreibung weißer Farmer, obwohl Deutschland als größtes Geberland gute Karten für einen Einspruch hätte. In der Verlautbarung des Bundeskanzleramtes heißt es, man wolle die Regierung Namibias "in ihrem Bemühen unterstützen, die Ungleichheiten, die die namibische Gesellschaft als Folge von Kolonialismus und Apartheid noch heute prägen, zu beseitigen und die Regierung in ihrer Politik der nationalen Versöhnung zu unterstützen".


 
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