© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/02 06. Dezember 2002

 
Nutzlose Versorgungsposten
Bürokratie: Familienministerin Renate Schmidt will eine "Anlaufstelle für Gleichstellung " einrichten
Doris Neujahr

Die Worte zerfallen zu Asche, wenn man sie nur in den Mund nimmt: Das Land braucht nicht mehr, sondern weniger Bürokratie, nicht mehr Staatsangestellte, sondern deutlich weniger. Doch was geschieht? Eine "nationale Anlaufstelle für Gleichstellung" wird eingerichtet, wo - laut Familienministerin Renate Schmidt (SPD) - "Frauen sich darüber beschweren (können), wie mit ihnen ganz konkret am Arbeitsplatz umgegangen wird". Die Benachteiligungen, auf die Schmidt abstellt, gibt es tatsächlich. Es existieren aber auch Gesetze dagegen, es gibt Arbeitsgerichte, Kommunalbehörden, Betriebsräte, die Presse. Doch was zählt das, wenn es um neue Versorgungsposten geht? Und falls, was wahrscheinlich ist, die Anlaufstelle sich als nutzlos erweist, wird eben eine nächste Anlaufstelle gegründet, wo man sich über die Nutzlosigkeit der ersten beschweren kann. Das ergibt weitere Versorgungsposten.

Auch diese Worte zerfallen schon zu Asche im Mund: Deutschland befindet sich in einer demographischen Katastrophe, Familien werden nur unzureichend gefördert, die Verkehrspolitik und Stadtplanung sind kinderfeindlich, und in den wuchernden Problembezirken der Großstädte wächst eine vernachlässigte Jugend heran, die nicht richtig lesen, schreiben und sprechen kann, deren wichtigste Ausdrucksform die körperliche Gewalt ist. Und was tut die Familienministerin? Sie richtet eine "nationale Anlaufstelle für Gleichstellungsfragen" ein. Es ist zum Heulen.


 
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