© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/02 13. Dezember 2002

 
Geburtshelfer
Gerhard Löwenthal hat eine ganze DDR-Generation geprägt
Volker Schimpff / Henry Nitzsche

In einer Zeit, als auch die "Westsender" immer konformistischer und die anderen Politikmagazine dem "Schwarzen-Kanal" immer ähnlicher wurden, hat das ZDF-Magazin bewiesen, daß man nicht auf die Schalmeienklänge der Kommunisten hereinfallen mußte. Es war möglich, die Wahrheit zu kennen!

Eine ganze Generation in Mitteldeutschland ist dadurch geprägt worden, daß es nicht nur die SED-Propaganda und ihre Echos im Westen gab, sondern Mittwochabend und Donnerstagmittag Gerhard Löwenthal die Wahrheit brachte - daß ich mittags die Wiederholung sehen konnte, verdankte ich allerdings dem "Unterrichtstag in der Produktion" und der DDR-Mißwirtschaft, die uns Schüler immer schon nach zwei, drei Stunden wegen Materialmangels nach Hause schickte. Dissidenten in Rußland, KGB-Operationen im Westen, Verschwiegenes aus dem eigenen Umfeld: Oft wurde es erst nach friedlicher Revolution und Widervereinigung offenbar, wie recht Gerhard Löwenthal hatte - wofür ihn die Schalmeientänzer bis heute selbstentlarvend als "Kalten Krieger" beschimpfen.

Natürlich: Denn ohne sein ZDF-Magazin hätte die Generation, die die roten Bosse hinwegdemonstrierte, nicht existiert. Nun ist er gestorben, doch seine Ideale leben in uns weiter.

Dr. Volker Schimpff, 1954 in Ballenstedt (Sachsen-Anhalt) geboren, ist seit 1990 CDU-Abgeordneter im Sächsischen Landtag.

 

 

Der Name Gerhard Löwenthal verbindet sich in meiner Erinnerung mit einem standhaften Mahner und Ankläger von Menschenrechtsverletzungen in der ehemaligen DDR. Er war unbequem: Für die Machthaber im Osten, die den Moderator des ZDF-Magazins diffamierten, der Beweis für uns, wie gut sie getroffen waren. Er war wichtig: für sehr viele Menschen in der DDR, die nur aus dem "West"-Fernsehen die wahre DDR kennenlernten. Gerhard Löwenthal war unverzichtbar: an der Seite der Mutigen und Engagierten, ohne deren Wirken die Mauer nicht gefallen wäre.

Henry Nitzsche, 1959 im sächsischen Kamenz geboren, ist seit 2002 für die CDU Mitglied des Deutschen Bundestages.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen