© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/02 13. Dezember 2002

 
UMWELT
Geld sparen ohne Kohle
Volker Kempf

Franz Alts Buch "Krieg um Öl oder Frieden durch die Son-ne", symbolträchtig am 11. September 2002 erschienen, mag man simplifizierend finden. Denn Milliarden von Steinkohleeinheiten Energie, die allein Deutschland vor allem im Winter benötigt, lassen sich so einfach nicht durch ein paar Wind- und Sonnenparks erzeugen. Also geht der Streit um die Kohlesubventionierung und den Atomausstieg weiter. Jüngster Vorstoß: Die CDU in Nordrhein-Westfalen will die Kohlebeihilfe des Landes ab 2006 einstellen. Dabei geht es immerhin um eine halbe Milliarde Euro pro Jahr. Die Kohle-Fördermenge soll gemäß des dazugehörigen CDU-Papiers bis 2010 von 20 Millionen Tonnen auf die Hälfte reduziert werden. Alles andere sei Sache des Bundes, etwa aus energiepolitischen Gründen Zugänge zu Lagerstätten aufrechterhalten zu wollen.

Der Chef der CDU-Mittelstandsvereinigung in NRW, Hartmut Schauerte, fiel seinen Parteifreunden in den Rücken, sie würden eine unzumutbare Kürzung der Wirtschaftsförderung betreiben wollen. So gesehen könnte man die teuersten und unproduktivsten Wirtschaftszweige bezuschussen, nur um damit die Wirtschaft zu düngen. Da könnte man doch gleich, wie es einmal ein Karikaturist ins Bild gesetzt hat, mit einem "Rettet die Faustkeilindustrie" auf die Straße gehen und laut "Arbeitsplätze!" ins Mikrofon rufen. Wo aber soll das hinführen? Da bleiben offenbar nicht nur die Sozialdemokraten eine Antwort schuldig. Die EU hingegen sieht nur ein, die Schließung von Zechen zu fördern. Das ist keine Subvention, die sich trotzig den Veränderungen der Welt widersetzt, sondern Gestaltung von Veränderung. Der Umwelt kann es ziemlich egal sein, ob die Kohle nun aus Deutschland oder Polen kommt.


 
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