© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/03 17. Januar 2003

 
Meldungen

Gretta Duisenberg erneuert Israel-Kritik

RAMALLAH. Die Frau des Chefs der Europäischen Zentralbank, Wim Duisenberg, hat letzten Samstag Israel erneut scharf kritisiert. Sie verurteile die palästinensischen Selbstmordanschläge, erklärte Gretta Duisenberg nach einem Treffen mit der palästinensischen Abgeordneten Hanan Ashrawi. Israels Premier Ariel Scharon provoziere aber ständig Gewalt und mache dann die Palästinenser dafür verantwortlich. In der Vorwoche hatte Gretta Duisenberg in einem Interview mit dem niederländischen Algemeen Dagblad gesagt: "Mit der Ausnahme des Holocaust ist die israelische Besatzung der palästinensischen Gebiete schlimmer als die Nazi-Besatzung der Niederlande." Die Grausamkeit der Israelis kenne keine Grenzen. "Daß sie Häuser der Palästinenser in die Luft sprengen, ist nicht selten. Die Nazis sind während ihrer Besatzung der Niederlande nie so weit gegangen." Wenn die Israelis wirklich Frieden wollen, sollten sie "aufhören, ständig Land für all diese Siedlungen zu konfiszieren", meinte Frau Duisenberg.

 

"Antiimperialistische Zellen" drohen Mord an

ROM. Italien droht eine neue Welle von linksextremistischen Terroranschlägen. Letzte Woche wurden daher für den Chefredakteur der Mailänder Wirtschaftszeitung Sole 24 Ore, Guido Gentili, Schutzmaßnahmen ergriffen. Gentilis Wagen war zuvor von zwei Motorradfahrern durch die Straßen von Mailand verfolgt worden. Für Sole 24 Ore hatte der Arbeitsrechtsexperte Marco Biagi gearbeitet, der im März 2002 von einem linken Terrorkommando ermordet worden war. Unbekannte hatten Gentili erstmals im September 2002 verfolgt. Flugblätter der "Antiimperialistischen Zellen" mit linken Parolen und Terrordrohungen erhielten vergangene Woche auch die Zeitungen Il Piccolo in Triest und L'Unione Sarda in Cagliari. Es könnte sich laut Ermittlern um einen Nachfolger der Terrororganisation Rote Brigaden handeln. Im März 2002 hatte sich eine "Zelle" der Roten Brigaden zur Ermordung von Biagi sowie des Arbeitsrechtsexperten Massimo D'Antona im Mai 1999 bekannt.

 

Indien will illegale Ausländer ausweisen

NEU DEHLI. Die indische Regierung hat illegal im Land lebende Einwanderer aus Pakistan und Bangladesch als "Gefahr für die nationale Sicherheit" bezeichnet und ihre Ausweisung angekündigt. Innenminister Lal Krishna Advani forderte die indischen Bundesstaaten vergangene Woche auf, illegale Ausländer aufzuspüren und auszuweisen. Nach offiziellen Angaben sollen sich etwa 15 Millionen Illegale aus Bangladesch und zehntausende Pakistaner in Indien aufhalten. Laut Advani seien die Pakistaner mit gültigen Pässen eingereist und dann untergetaucht. Indien hat über eine Milliarde Einwohner, aber kein verläßliches Personenregister und keine Personalausweise. Da in Indien über 170 Millionen Moslems leben, welche dieselben Sprachen sprechen wie eingereiste Pakistanis oder Bangladeshis, ist es jedoch sehr schwierig, illegale Ausländer zu ermitteln.

 

Gegen Kopftücher als "politisches Symbol"

ANKARA. Der türkische Generalstabschef Hilmi Özkök hat letzte Woche den Widerstand der Armee gegen das Tragen von Kopftüchern als "politischem Symbol" bekräftigt. "Wir respektieren, daß jeder seinen Glauben privat zum Ausdruck bringt", sagte Özkök bei einem Presseempfang in Ankara. Die Armee werde jedoch nicht tolerieren, daß Kopftücher demonstrativ gegen die Prinzipien der türkischen Republik benutzt würden. Der Kopftuchstreit hatte 1997 dazu beigetragen, daß der laizistische Hohe Militärrat den islamistischen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan aus dem Amt gedrängt hatte. Die neue islamistische Regierung hatte angekündigt, das Problem "im gesellschaftlichen Konsens" lösen zu wollen.


 
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