© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    06/03 31. Januar 2003


Leserbriefe

Zu: "Angemessen" von Günter Wiese, JF 4/03

Unkündbarer Blödsinn

Anläßlich dieses katastrophalen und für Deutschland so schädlichen Kompromisses im Tarifstreit des Öffentlichen Dienstes fragt man sich mit Recht: Haben die Gewerkschaften in unserer globalisierten Welt überhaupt noch eine Lebensberechtigung? Und dies vor allem mit Funktionären, die so stupide und antiquierte Vorstellungen haben, wie bei uns? Geradezu paradox mutet es an, wenn in der Wirtschaft, welche die Staatsausgaben ja erst erwirtschaftet, Löhne gekürzt und Mitarbeiter entlassen und im Öffentlichen Dienst die Einkommen erhöht werden. Nach Expertenmeinung sind im Öffentlichen Dienst über 30 Prozent der Beschäftigten heute schon völlig überflüssig und schaden nur dem Bürger durch unsinnige Bürokratie. So werden mit dem Argument der Unkündbarkeit, die jeden Leistungswillen lähmt, Milliardenbeträge sinnlos verschleudert. Es ist nicht einzusehen, warum zum Beispiel Lehrer, Beschäftigte von Verkehrsbetrieben, der Müllabfuhr, der Energieversorgung, der Post und im Gesundheitswesen öffentliche Bedienstete sein müssen. Privatwirtschaftlich organisiert wäre die Effizienz erheblich größer. Und wann wird endlich die Bestimmung abgeschafft, daß Beamte unkündbar sind? Bald wird sich sowieso herausstellen, daß die Einkommen im Öffentlichen Dienst und vor allem die ins unermeßliche steigenden Pensionen, die im Gegensatz zu den Renten bisher nicht gekürzt wurden, nicht mehr zu finanzieren sind. Wäre es jetzt nicht angebracht, daß Unternehmer und Selbständige durch eine Steuerzahlungsaussetzung, die sie eventuell einige Versäumnisgebühren kostet, dem Staat aufzeigen, daß es so nicht mehr weitergehen kann.

Herbert Gaiser, per E-Post

 

 

Zu: "Mehr Krebs und Nachtflüge" Christian Roth, JF 4/03

Gefährlicher Flugbetrieb

Wenn der Treibstoff JP8 hochgiftig ist, dann müßte das doch an irgendwelchen Zusatzstoffen liegen. Die müßten doch beim "Netzwerk gegen Militärstandorte" zu erfragen sein. Vermutlich hat das Herr Roth auch getan, denn er wird derartige Aussagen nicht ungeprüft übernehmen.

Sie sollten diese Information dann auch weitergeben, damit wir wissen, wie gesundheitsgefährdend der US-Flugbetrieb für uns ist. Oder nimmt man einfach an, daß Düsentreibstoff generell giftig ist? Dann wäre allerdings die ganze Umgebung des Frankfurter Flughafens extrem gefährdet.

Günther Wilke, Lüneburg

 

 

Zu: "Die Überwindung des Bösen" von Werner Olles, JF 4/03

Zuviel Harry Potter

Soviel Falsches und Dummes über Religion im allgemeinen und Heidentum im besonderen habe ich noch selten gelesen. Hat Olles überhaupt die Seite 666 des betreffenden Harry-Potter-Bandes gelesen? Ich habe sie gelesen - nur weiß ich nicht, wo hier "auf wahrlich satanische und perverse Weise der göttliche Schöpfungsakt in sein Gegenteil verkehrt wird". Und was haben "heidnische, atheistische und satanistische Positionen" gemeinsam, daß Olles wagt, sie in einem Zug anzuführen? Das ist nicht nur völlig abwegig, es ist bösartig und dumm! Offenbar sind Konvertiten zum - vermeintlich - allein seligmachenden Glauben die erbarmungslosesten Inquisitoren. "Die Wüste wächst - weh dem, der Wüsten birgt", schreibt Friedrich Nietzsche. "Weh dem, der Autodafes birgt" und "weh uns, die wir an die Heiligkeit des Lebens und der Mutter Erde glauben".

Friedrich Baunack, per E-Post

 

 

Zu: "Lebensorientiert lernen" von Heiner Hofsommer, JF 4/03

Keine Hilfe

Meiner Meinung nach gehören zu einer gereiften Persönlichkeit unbedingt noch die Attribute Zivilcourage und Hilfsbereitschaft. Meine Bekannte hat zu diesem Thema eine sagenhafte Ignoranz zu spüren bekommen: Sie saß in einem großen Einkaufszentrum auf der Toilette, während sie neben sich das Stöhnen einer Frau bemerkte. Daraufhin klopfte sie an die Toilettentür und fragte, ob die Frau Probleme hätte. Die etwa 65jährige, äußerst gepflegte Frau öffnete die Tür und saß kreidebleich auf der Toilette. Sie half ihr daraufhin in das nebenan liegende Restaurant zu kommen, um eine Cola zum Stabilisieren des Kreislaufs einzunehmen. Die alte Dame hatte ein Blutdruckgerät dabei und meine Bekannte stellte einen beängstigend niedrigen Blutdruck fest. Daraufhin wollte sie den Notarzt rufen, allerdings zog es die alte Frau wieder auf die Toilette. Die zurückgelassene Handtasche und Cola brachte sie zu der Frau auf die Toilette. Daraufhin orderte sie über die Klofrau einen Notarzt, der schließlich nach seinem Eintreffen als erstes alle bis dahin sich eingefundenen Gaffer und Hobbyärzte sowie meine Bekannte wegschickte.

Was ist nun so Besonderes daran? Es gab keinen Menschen, der Hilfe angeboten hätte, obwohl die Frau trotz Unterstützung kaum laufen konnte! Und am Ende standen doch wieder mal ein Haufen Gaffer, Wichtigtuer, Besserwisser und Hobbyärzte um die Frau herum. Die Ignoranz und der Egoismus meiner Mitmenschen schockiert mich zutiefst, ohne meine Freundin wäre die Frau wohl auf der Toilette zusammengebrochen.

Bernd Schmidt, Eggenstein

 

Merkmale waren älter

Das Qualitätsmerkmal "Made in Germany" hat nicht erst "aus dem größten Trümmerhaufen der Weltgeschichte" (nach dem Zweiten Weltkrieg) den modernsten Staat Europas geschaffen. Bereits vor dem ersten Weltkrieg waren deutsche Exporte zum Verdruß der Engländer auch in deren Dominion und Kolonien erfolgreich, worauf sie verfügten, daß deutsche Artikel mit "Made in Germany" zu kennzeichnen seien. Der Schuß ging nach hinten los und erhöhte den Marktanteil der so kenntlich gemachten, bei den Kolonialherren verhaßten und den Verbrauchern beliebten überlegenen deutschen Produkten. Zweifellos ein gewichtiger Anlaß für den 30jährigen Krieg 1914 bis 45.

Wolfgang Heinrich, München

 

 

Zu: "Die Geburt eines Imperiums" von Günter Zehm, JF 3/03

Penetrantes Säbelrasseln

Nun suchen die Kontrolleure der Uno im Irak schon geraume Zeit vergeblich nach Massenvernichtungswaffen, und auch die Geheimdienste der Engländer und der Amerikaner können keine entsprechenden Beweise erbringen. Dennoch wird das Säbelrasseln des offenbar auf einen Irak-Krieg versessenen amerikanischen Präsidenten Bush und seiner Falken immer penetranter. Nun droht Bagdad ein Bombenterror, wie er im Zweiten Weltkrieg den englischen Städten (London, Coventry) und in noch viel stärkerem Maße den deutschen Städten (Dresden, Hamburg, Berlin, Pforzheim) widerfuhr. Doch was bewirkt dieser Terror?

Nach den Erfahrungen, die im Bombenkrieg gemacht wurden, wird er nicht dazu führen, daß sich die Irakis gegen ihren Diktator Hussein erheben. Vielmehr ist eine Solidarisierung des Volkes mit seinem Führer, gepaart mit Haß auf die Angreifer, zu erwarten. Ein blutiger Krieg mit vielen Opfern und Zerstörungen steht demnach bevor. Konnte man den Einsatz der Amerikaner in Afghanistan noch als eine angemessene Reaktion auf den 11. September betrachten, so gilt das nicht mehr für den geplanten Angriff auf den Irak mit Bombenterror gegen Bagdad. Wir Deutsche sollten uns angesichts der von englischen und amerikanischen Bombern angerichteten Zerstörungen unserer Städte und den damit verbundenen unersetzlichen Verlusten an Menschenleben und Bausubstanz strikt dagegen wenden und diplomatische Verstimmungen ruhig in Kauf nehmen.

Reinhard Wolf, Großkrotzenburg

 

Israel vergessen

Ich meine aber dem Artikel entnehmen zu können, daß Zehms Sicht von Weltpolitik ein wenig hausbacken ist. Da hilft auch kein Sichberufen auf Heribert Prantl, Horst Mahler und Jürgen Trittin - alle drei anerkannte Antiamerikaner.

Wer fürchtet die irakischen Massenvernichtungswaffen, Türkei, Iran, Saudi-Arabien, Jordanien, also die unmittelbaren Nachbarn, oder gar Washington oder Berlin? Es gibt nur einen Staat, der sich zu Recht fürchtet: Israel. Und so kann die Antwort auf die klassische Frage "cui bono?" nur lauten: Israel.

Nicht zufällig sind die emsigen Anhänger eines Krieges auch gleichzeitig die Erzeuger Israels, nämlich England und Amerika, die ihr Kind vor der Bedrohung durch die einzige arabische Macht in diesem Raum, die noch nicht befriedet ist, schützen wollen.

Die öffentliche Meinung in Amerika vertritt und verbreitet durchaus diesen Schutzgedanken, was allerdings nicht verwunderlich ist, betrachtet man die Besitzverhältnisse an den Medien. Für den Irakkrieg sein, bedeutet damit gleichzeitig auch für Israel sein. Israel ist in dem Artikel nicht einmal erwähnt.

Helmut Mayer, München

 

Kriegsbegründungen

Zwar könnte Bush mit seinen Begründungen für einen Irak-Krieg formal sogar recht haben - aber hat er deshalb automatisch auch moralisch recht? Stimmt der gesetzlich-organisatorische Rahmen der globalen Sicherheitspolitik eigentlich noch? Sind seine Friedens- und Sicherheitsverheißungen wirklich realistisch?

Ich meine nein. Egal, ob ein Irak-Krieg kommt oder nicht, als Nicht-Ölförderer spielen wir Deutschen ebenso wie andere kleinere Staaten in diesem Konflikt nur eine Nebenrolle, wir werden auch hier vor allem zum Wiederaufbau (den ja auch noch der Irak bezahlen soll) und zum Abnicken der US- bzw. Großmächte-Politik gebraucht. Nur: Die Gefahr des antiwestlichen Terrorismus wird dadurch mit Sicherheit nicht beseitigt - sondern sogar verstärkt werden! Insofern dürfte das liebe Öl auch für uns teurer als gedacht werden.

Bei der internationalen Sicherheitspolitik haben sich mittlerweile ja doch horrende und unübersehbare Widersprüche und Unzulänglichkeiten offenbart, die für viele Menschen Grund zu großer Sorge sind und die in diesem Konfliktgemenge kumulieren. Wieso kann ein Staat einen anderen schon massiv bedrohen, wenn der angebliche Grund überhaupt noch nicht nachgewiesen ist? Könnten bzw. dürfen andere Länder so etwa auch mit den USA verfahren? Im Fall des erdölarmen Nordkorea, wo ein Verstoß gegen internationale Verträge ja sogar offen zugegeben wird, verzichtet man generös auf solch eine Drohung. Über den anzunehmenden A-Waffenbesitz Israels redet man nicht einmal, wohingegen der Irak bis in die letzte Ecke durchsucht wird. Und in Ruanda zog die Uno sogar ab, da die USA die Einordnung der "Unruhen" als Genozid verweigerten, und so ein (finanziell teures) Einschreiten blockierten.

Tobias Werner, Meißen

 

 

Zu: "Die Lüge holt uns ein" von Klaus Motschmann, JF 3/03

Lächerlich

Daß der Untersuchungsausschuß zum Wahlbetrug der SPD keines der drängenden Probleme lösen wird, ist genauso klar wie die Tatsache, daß die Medien sowohl der Macht als auch dem Volke nach dem Munde reden. Soweit kann ich Professor Motschmann folgen. Die Medien waren noch nie ein eigenständiges Organ zur Wahrheitsfindung. Und daß man mit der Wahrheit auch lügen kann, in dem man wichtige Tatsachen wegläßt - geschenkt.

Was ist also das Problem? Der Sozialismus. Nach Motschmann leiden wir unter einer subtilen Diktatur der Achtundsechziger, die wichtige Schlüsselpositionen in Gesellschaft und Politik besetzt halten. Und die träumen unverdrossen von Zerschlagung des Kapitalismus. "Sozialisten" haben Kindergärten, Schulen, Universitäten, Fernseh-, Rundfunk- und Zeitungsredaktionen, Verlage und so weiter unterwandert. Donnerwetter. Ist am Ende sogar die Deutsche Bank ein sozialistisches Staatsunterwanderungsinstitut? Von der Deutschen Telekom, Holzmann oder MobilCom möchte man das inzwischen glauben, so wie die das Geld aus "dem System" saugen.

Motschmann hat ja recht, wenn er Gehlen zitiert "Teuflisch ist, wer das Reich der Lüge aufrichtet und andere Menschen zwingt, in ihm zu leben. Das geht über die Demütigung der geistigen Abtrennung noch hinaus, dann wird das Reich der verkehrten Welt aufgerichtet". Aber warum trägt er dann dazu bei, ein neues Lügenreich zu spinnen? Deutschland wird ruiniert, weil rundumversorgte A-15-plus-Beamten und C-4-Professoren auf dem 1968 eingeschlagenen Weg in eine sozialistische Welt voranschreiten. Lächerlich.

Marie-Anne Winter, Berlin

 

 

Zu: "Desolate Lage" von Alexander Griesbach, JF 3/03

Bedauerliche Gleichsetzungen

Es ist sehr bedauerlich, daß der Verfasser des Artikels genau dieselben Gleichsetzungen vornimmt wie die gleichgeschaltete Tagespresse. Republikaner, DVU, NPD und Schill-Partei als die "politische Rechte" in einem Atemzug zu nennen, zeugt von mangelnder Objektivität und Sachkenntnis. Die personellen, strukturellen und programmatischen Unterschiede bei genannten Parteien sind mindestens so groß wie zwischen PDS und FDP. Auch der Vorwurf, die "deutsche Rechte" hätte keine konkreten Konzepte, um den Niedergang Deutschlands zu begegnen, trifft zumindest auf das umfangreiche und realistische Programm der Republikaner nicht zu. Außerdem haben die REP zwei Legislaturperioden lang im Landtag von Baden-Württemberg ihre Politikfähigkeit bewiesen.

Entscheidender Grund für den bisher nicht geglückten Durchbruch einer "rechten" Partei ist vielmehr der Umstand der Zersplitterung und Uneinigkeit des demokratisch-patriotischen Parteienspektrums und die mangelnde Integrationsfähigkeit der Parteiführungen.

Stephan Stritter, Mainz

 

Mehr Ideen!

Wer etwas verändern will, der braucht Ideen. Diese Ideen können nicht, wie bisher geschehen, in einem Hinterstübchen von einigen wenigen aufrechten Patrioten verfaßt und auf zehn DIN A4 Seiten einem erlauchten Kreis vorgestellt werden.

Die Rechten Parteien haben sich in den letzten Jahren viel zu wenig gefragt, was der Wähler von ihnen erwartet. Statt dessen haben sie zur Freude der großen Parteien, sich gegenseitig das Leben schwergemacht. Es gab von ihrer Seite aus in den letzten Jahren keine zündenden Ideen und keine Programme, die wirklich lebensfähig wären, nur Theorien verbunden mit immer den gleichen Worten und Inhalten. Und schauen wir uns doch mal selbstkritisch die Werbemaßnahmen der Rechten an! Flugblätter, die so vollgeschrieben sind, daß man gar nicht mehr weiß, was sie aussagen sollen. Wahlplakate, deren Aufmachung so unscheinbar ist, daß sie nirgendwo auffallen. Die Gliederungen der einzelnen Kreis- und Landesverbände, deren Tätigkeit sich darin erschöpft, regelmäßig zu tagen und Pressemitteilungen zu verfassen, deren Inhalt niemanden vom Hocker haut.

Johannes Schwefel, Mannheim

 

 

Zum Pro & Contra "Kirchenaustritt wegen Segung von Homo-Ehen?", JF 2/03

Kämpfen statt austreten

Kirchenaustritt ist nur für "Nichtchristen" eine Möglichkeit. Für Christen ist die Alternative höchstens der Übertritt in eine andere Kirchenorganisation, was ja auch Frau Steinbach vom Bund der Vertriebenen tat. Allerdings sehe ich als die bessere Möglichkeit an, wenn man in der Landeskirche bleibt und gegen die Anpassung an den Zeitgeist kämpft.

Bedauerlich ist, daß zwar viele Christen sich den lutherischen Bekentnissschriften verbunden fühlen, aber nicht bereit sind, innerhalb der Kirche dafür zu kämpfen. Luther selbst ist ja auch nicht aus der katholischen Kirche ausgetreten, er wurde ausgeschlossen ("exkommuniziert") und die Anhänger der Bekennenden Kirche traten ja auch nicht aus, sondern kämpften innerhalb der Kirche gegen die "Deutschen Christen", und es wird ja wohl niemand ernsthaft behaupten, daß man heute weniger Möglichkeiten habe, innerhalb der Kirche für Schrift und Bekenntnis zu kämpfen wie damals! Damals konnte der Widerstand die Freiheit, im Extremfall das Leben kosten!

Götz Eberbach, Notzingen


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