© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/03 28. Februar 2003


Meldungen

Verteidigung des Dollar mit anderen Mitteln

BONN. Fast wöchentlich kommt es zu neuen Spekulationen darüber, was die US-Amerikaner denn nun "wirklich" im Irak wollen. Das Öl natürlich, die geopolitische Kontrolle über eine Weltregion, die Absicherung ihres wichtigsten Bündnispartners Israel. Nur der "Kampf gegen den Terrorismus" und die Zerstörung der angeblichen "Massenvernichtungswaffen" wird nicht mehr ernsthaft als Motiv der Bush-Krieger diskutiert. Mit einer ganz neuen Variante des Öl-Motivs warten nun die beiden Politikwissenschaftler Behrooz Abdolvand und Matthias Adolf auf (Blätter für deutsche und internationale Politik, 2/03). Es gehe um die "Verteidigung des Dollar mit anderen Mitteln". Die USA seien viel weniger als Europa und Japan von den Ölfeldern in Nahost abhängig. Darum sei für sie die finanzpolitische Kontrolle wichtiger als die energiepolitische. Habe doch die fundamentale Krise des internationalen Finanzsystems zu einem Vertrauensverlust und Kapitalflucht aus der Dollarzone geführt. Die Stabilität des Dollar hängt aber vom schwarzen Saft ab, da die USA ihre Währung als Zahlungsmittel für diesen strategischen Rohstoff etabliert haben. - als Ersatz für die Golddeckung. Im Irak-Konflikt gehe es also primär um die für die eigene Wirtschaft "überlebensnotwendige" Sicherung der "finanzpolitischen Vorherrschaft der USA".

 

Potsdamer Forum: Rußlanddeutsche heute

POTSDAM. Obwohl der Zustrom der rußlanddeutschen Aussiedler jährlich abnimmt, kommt noch immer etwa eine Großstadt, zwischen 90.000 und 100.000 Menschen, in die Bundesprepublik. In den Medien, so heißt es in einer Einladung des "Deutschen Kulturforums östliches Europa" in Potsdam, würden Aussiedler nur in Berichten über den Mißbrauch des deutschen Sozialsystems wahrgenommen. Wie es sich jenseits dieses Zerrbilds mit den Abkömmlingen deutscher Kolonisten verhält, versucht das Kulturforum in einer Diskussion über "Rußlanddeutsche heute - Identität und Integration" zu klären. Unter der Leitung von Henning von Löwis of Menar diskutieren darüber am 27. Februar Jelena Hoffmann (SPD), Rußlanddeutsche im Bundestag, die Autorin Ulla Lachauer und der Historiker Gerd Stricker.

 

Tannenberg-Denkmal: Zwischen Rot und Braun

MARBURG. Nicht nur wegen der "Kamarilla" um den Reichspräsidenten Hindenburg gilt die Provinz Ostpreußen als Hort von "Junkern und Reaktionären", die Hitlers Weg zur Kanzlerschaft geebnet haben. Daß das Verhältnis zwischen preußischen Konservativen und Deutschnationalen auf der einen Seite und der lokalen NSDAP unter ihrem Gauleiter Erich Koch auf der anderen aber kaum durch Bundesgenossenschaft geprägt war, erhellt Ernst Vogelsang in einer knappen Studie zur Geschichte des Tannenberg-Denkmals (Preußenland, 1/02). Vogelsang, der bereits mit detaillierten Untersuchungen zudiesem Denkmal und der Rezeptionsgeschichte dieses nationalen Symbols hervorgetreten ist, kann aufzeigen, daß die "nationalkonservativen Denkmälerbauer den Republikanern wie auch den Nationalsozialisten in gleicher Weise verdächtig waren". Die "Roten" hätten dabei vor 1933 versucht, den Bau zu erschweren, während die "Braunen" letztlich erfolglos bemüht waren, den Tannenberg-Mythos in die NS-Ideologie einzupassen.

 

Erste Sätze

Mit keinem unserer Feinde hätten wir lieber in dauerndem Frieden gelebt als mit Frankreich.

Erich Brandenburg: Frankreich. Berlin 1918


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