© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    12/03 14. März 2003

 
Deutsche Schulen unter der Lupe
Pisa-Studie: Die Ergebnisse der OECD werden durch nationale Untersuchungen ergänzt
(JF)

Das Programm "zur zyklischen Erfassung basaler Kompetenzen der nachwachsenden Generation", wie es von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im feinsten Wissenschaftsdeutsch bezeichnet wird, soll den OECD-Mitgliedsstaaten vergleichende Daten über die Ressourcenausstattung sowie Funktions- und Leistungsfähigkeit ihrer Bildungssysteme als Grundlage ihrer Bildungspolitik zur Verfügung stellen.

Forschungsgegenstand ist die Erfassung der Lesekompetenz, mathematischer und naturwissenschaftlicher Grundbildung und die der "fächerübergreifenden Kompetenzen" von 4.500 bis 10.000 Schülern in den 32 teilnehmenden Staaten, die etwa 15 Jahre alt sind, in Deutschland etwa dem neunten Schuljahr entsprechend. Die fächerübergreifenden Kompetenzen beschreiben dabei nicht etwa die Allgemeinbildung, sondern die "Merkmale selbstregulierten Lernens und Vertrautheit mit Computern".

Die erste Erhebung von Pisa (Programme for International Student Assessment) fand im Jahr 2000 statt und wird im Dreijahreszyklus fortgesetzt. Auf nationaler Ebene gibt es Erweiterungen und Ergänzungen dieses Programms. So wurde in Deutschland im Kontext eines Ländervergleichs in zwei überlappenden Stichproben die Fähigkeit von 33.809 Fünfzehnjährigen und 33.744 Neuntkläßlern aus insgesamt 1.460 Schulen erfaßt. Diese Erweiterungsstudie (Pisa-E) wurde in Deutschland von der Kultusministerkonferenz in Auftrag gegeben und am vergangenen Donnerstag präsentiert.

Die Pisa-Erweiterungsstudie erforscht nationale Merkmale

In dieser Erweiterungsstudie (Zusammenfassung zentraler Befunde, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin 2003) wurde zusätzlich zu den "klassischen" Pisa-Erfassungen der Kompetenzerwerb, die Bildungsbeteiligung und die Schullaufbahn von Mädchen und Jungen im Ländervergleich vorgenommen. Ferner wurden die Schulleistungen von "Jugendlichen mit Migrationshintergrund" untersucht. Hierbei wurde die Bedeutung des internationalen Vergleichs unter Ausschluß der Leistungsergebnisse von Ausländerkindern und die Differenzierung der Ergebnisse dieser Minderheit im Ländervergleich vorgenommen. Im Rückschluß wurde dann die Rolle des Anteils dieser Gruppe für die allgemeinen Schulleistungen betrachtet.

Ein weiterer Schwerpunkt der Pisa-E-Studie sind die Eigenarten innerhalb des föderalen Bildungssystems der Bundesrepublik. Darin werden die "Schulumwelten", seien es das klassische dreigliedrige Bildungssystem oder die Reformmodelle bis hin zur integrierten Gesamtschule, untersucht. Besonderes Interesse erfährt hierbei die "Äquivalenz von Abschlüssen", die letztlich den weiterführenden Bildungsweg beeinflußt. Auch kulturspezifische Profile und regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern und ihr Einfluß auf den Unterricht werden in einem Kapitel behandelt.

Um nicht nur die direkten Einflüsse der Bildungseinrichtungen zu untersuchen, werden auch außerschulische Faktoren wie die Familiengröße, der Familientyp oder die mütterliche Erwerbstätigkeit beleuchtet.


 
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