© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    12/03 14. März 2003

 
Meldungen

Gegen Modernismen gut abgeschottet

STUTTGART. Anders als man dies in Erinnerung an den Aufschwung "nach 68" vermuten kann, ist die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an den deutschen Universitäten nicht auf Rosen gebettet. Das letzte Jahrzehnt war trotz einiger Zugewinne an mitteldeutschen Hochschulen von Lehrstuhl-Streichungen, Umwidmungen und Nicht-Wiederbesetzungen gekennzeichnet. Diese Bilanz legt der Bonner Wirtschaftshistoriker Hans Pohl bei seinem Rückblick auf die Jahrgänge 1990 bis 2001 der Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (VSWG), Heft 4/02, dem traditionsreichen, im 89. Jahrgang stehenden "Zentralorgan" seiner Zunft vor. Der Themenschwerpunkt der sich mit konstant 1.000 Exemplaren selbsttragenden VSGW verengte sich weiter auf die Betrachtung des 19. und 20. Jahrhunderts, während die Zahl der Forscher, die sich mit dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit beschäftigen, ständig abnehme. Als erfreulich vermerkt Pohl, daß die Redaktion sich gegen "modernistische Themen, besonders aus den USA" abschotten konnte und daß man Deutsch als "grundsätzliche Publi kationssprache" nicht preisgegeben habe.

 

Magenbakterium Beweis für frühere Wanderungen

BERLIN. Durch das Magenbakterium Helicobacter pylori sind Aufschlüsse über die Wanderbewegungen verschiedener Völker bis in die Vorzeit möglich. Eine internationale Forschergruppe um Daniel Falush vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin hat dieses Ergebnis im US-Magazin Science (Washinton DC, Band 299) veröffentlicht. Die Mikrobiologen teilten die isolierten Helicobacter pylori, einen weitverbreiteten Krankheitserreger für chronische Magenentzündung, aus 370 Stämmen von 27 sich ethnisch, geographisch oder sprachlich unterscheidenden Menschengruppen entsprechend ihrem Erbgut in vier Populationen auf (hpAfrica1, hpAfrica2, hpEastAsia und hpEurope). Durch die genetischen Unterschiede konnten die Wissenschaftler die Herkunft der verschiedenen Bakterien berechnen. Die Ergebnisse stimmen größtenteils mit den geschichtlichen Daten über die Wanderung bestimmter Völker überein. So konnte zum Beispiel die Kolonisation von Polynesien oder der Sklavenhandel nachgezeichnet werden. Die Kolonisation Amerikas vor 12.000 Jahren konnte durch den Nachweis des Bakteriums hpEastAsia bei nordamerikanischen Eingeborenen genauso nachgewiesen werden, wie der Weg der Bantu-Völker aus Zentralafrika in den Süden. Damit wird die These erhärtet, daß das südliche Afrika ursprünglich von khoisaniden Stämmen - wie den Buschmännern - und nicht negriden Gruppen besiedelt wurde.


 
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