© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/03 21. März 2003


Haim Saban
Der Paradiesvogel
von Ivan Denes

Haim Saban, der 58jährige amerikanisch-ägyptisch-israelische Medienoligarch aus Malibu, hat für 2,6 Milliarden Euro die ProSiebenSat1-Media AG des Leo Kirch übernommen und somit einen entscheidenden Teil des deutschen Privatfernsehens in die Hand bekommen. Er soll das Konkurrenz-Angebot des Bauer-Verlags um 100 bis 200 Millionen Euro überboten haben, heißt es aus Insiderkreisen.

Der Rückzug Bauers scheint auch einen politischen Hintergrund gehabt zu haben. Denn Saban, so ist auf den Korridoren des Bundestages zu vernehmen, habe die Unterstützung der US-Botschaft in Berlin hinter sich gehabt. Unter den gegenwärtig herrschenden deutsch-amerikanischen Spannungen wäre eine Abweisung Sabans in den US-Medien natürlich als Fortführung der antiamerikanischen Politik der Schröder-Regierung interpretiert worden. Außerdem gibt es zwischen Saban und den deutschen Sozialdemokraten eine ideologische Wahlverwandtschaft.

Zudem war Saban einer der bedeutendsten Wohltäter und erfolgreichsten fundraiser - sprich Spendenschnorrer - Bill Clintons und der Demokratischen Partei. In Israel wurde schließlich gar wegen illegaler Finanzierung der Wahlkampfkampagne des Sozialdemokraten Ehud Barak gegen ihn ermittelt. Der Name des Zeichentrickfilmmilliardärs taucht auch auf der Liste der Kuratoriumsmitglieder des "Peres Center for Peace" auf, die nahezu so ausschaut wie eine Lichtpause der Mitgliederliste der Bilderberg-Konferenz, über die allerdings bekanntlich die Meinungen auseinandergehen - für die einen die geheime Weltregierung, für die anderen nur ein seniler Debatierclub.

Saban, Sohn eines Kleinhändlers und einer Näherin, geboren in Alexandria, wuchs in Israel auf, spielte zunächst die Baß-Gitarre in einer Band, wurde dann Kunstagent und Konzertmanager. 1975 ging er nach Paris und spezialisierte sich auf die Tonspurbearbeitung von Trickfilmen und Serien. 1983 siedelte er nach Amerika über, wo er unter anderem die Titelmelodien von Erfolgsserien wie "Dallas" oder "Der Denver-Clan" schrieb. Mit riesigem Erfolg vermarktete er dann Kindertrickserien, besonders japanische Produkte wie die "Power Rangers" oder die "Mutant Ninja Turtles". Zusammen mit dem australisch-amerikanischen Medienmogul Rupert Murdoch baute er das Unternehmen "Fox Family Worldwide" für Kinder- und Jugendfilme auf. Aus dessen Verkauf - für insgesamt 5,3 Milliarden US-Dollar - an den Disney-Konzern blieben Saban persönlich etwa 1,5 Milliarden Dollar, für die er als beste Anlage nunmehr die ProSiebenSat1-Media AG befand, zumal er im Gegensatz zu Bauer nicht nur die drei Fernsehsender, sondern auch Kirchs berühmtes Filmarchiv weiter ausbauen will. Saban versichert, er wolle in die Programmgestaltung der Sender nicht eingreifen. Aber von dem Paradiesvogel aus Malibu werden wir noch zu hören bekommen, daran sollte man nicht zweifeln.


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