© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/03 21. März 2003

 
Teuer und belastend
Lange Auslandseinsätze beanspruchen Soldaten und Etat
(JF)

Der jüngst veröffentlichte Jahresbericht 2002 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Willfried Penner (SPD), gibt Aufschluß über die Unzufriedenheit vieler Soldaten mit den langen und häufigen Auslandseinsätzen, aber auch über finanzielle Aufwendungen, die durch dieses Engagement anfallen.

Im Jahre 2002 waren 14.000 deutsche Soldaten in verschiedenen internationalen Einsätzen tätig. Davon waren 6.000 zum wiederholten Mal in einer Auslandsverwendung tätig. Außer den Soldaten im Kosovo (Kosovoforce, Kfor) und in Mazedonien (Task Force Fox, TFF) waren Bundeswehrsoldaten in Bosnien-Herzegowina (Stabilisation Force, Sfor) und in Georgien (United Nations Observer Mission in Georgia, UNOMIG) eingesetzt. Zudem sind in größerem Rahmen (etwa 3.000 Mann) Soldaten in Afghanistan, Kuwait und am Horn von Afrika an den Missionen International Security Assistance Force (Isaf) und der Operation Enduring Freedom (EF) beteiligt. Die Missionen auf dem Balkan sind 2002 personell reduziert worden, wobei diese Reduzierung durch stärkere Kontingente in Afghanistan (EF) mehr als kompensiert wurden.

Die Soldaten dieser Einsätze beklagen, daß die Stehzeiten im Auslandseinsatz immer länger werden, mit besonderen Belastungen für Familien. Besonders qualifizierte Verwendungen wie Sanitätsoffiziere und Soldaten der Marine werden darüber hinaus immer häufiger eingesetzt, "so daß der zugesagte Mindestabstand von zwei Jahren zwischen zwei Auslandseinsätzen nicht eingehalten wurde", beklagt der Jahresbericht.

Die Attraktivität der Truppe werde getrübt. Das beweise die Tatsache, daß einige Unteroffiziere mit Portepee (ab Feldwebel) und Offiziere keine Weiterverpflichtungsanträge gestellt, ihre Dienstzeit verkürzt oder auf eine Übernahme zum Berufssoldaten verzichtet hätten. "Es soll sich dabei oft um die qualifiziertesten Kameraden handeln." Über das besonders beanspruchte Kommando Spezialkräfte (KSK) gibt der Bericht dabei keine Auskünfte.

Dabei sind die Auslandseinsätze der Bundeswehr für die Soldaten lukrativ. Neben ihrem Sold erhalten sie einen Auslandsverwendungszuschlag (AVZ), der "die mit dem Auslandseinsatz verbundenen materiellen und immateriellen Belastungen und Erschwernisse" ausgleichen soll. Dieser AVZ ist, abhängig vom Grad der Belastung und Gefährdung in ein Stufensystem (1 bis 6; Höchststufe 6) eingeordnet. Kfor- und TFF-Soldaten im Kosovo und Mazedonien erhalten die Stufe 5 (Tagessatz 79,25 Euro), Sfor-Truppen die Stufe 4 (Tagessatz 66,47 Euro). Die Soldaten in Kuwait, Afghanistan und im Indischen Ozean erhalten je nach dem, ob sie zur Operation EF (Stufe 3, 53,69 Euro) oder Isaf (Stufe 6, 92,03 Euro) gehören, unterschiedlich hohe Verwendungszuschläge. 


 
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