© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/03 04. April 2003


Leserbriefe

Zu: "Kanzlerdämmerung" von Paul Rosen, JF 13/03

Das Volk besoffen machen

Daß die rot-grüne Bundesregierung das deutsche Volk belügt, ist nicht erst seit dem Lügenausschuß des Deutschen Bundestages bekannt. Daß aber diese Regierung, die eigentlich dem Wohle dieses Volkes verpflichtet ist, einen nicht unbedeutenden Teil dieser Bevölkerung in den sozialen Ruin stößt, um die Kriegsabenteuer ausländischer "Partner" und den angeblichen "Wiederaufbau" der von den USA und Großbritannien zerbombten Staaten zu finanzieren bzw. mitzufinanzieren, ist Verrat am eigenen Volk.

Wieviel Milliarden kostet die Stationierung bzw. der Einsatz der Bundeswehr im Kosovo, in Bosnien, in Afghanistan, in Kuwait, am Horn von Afrika usw.? Den Preis dafür zahlt das deutsche Volk, wenn Millionen Deutsche durch den geplanten sozialen Kahlschlag der Regierung ins soziale Aus gestoßen werden. Wieviel Milliarden kostet die EU-Osterweiterung den deutschen Steuerzahler? Eine Erweiterung, die einzig und ausschließlich im Interesse der großen Konzerne liegt. Zumindest für die drei Ostländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen wird es zu einer durch die Ost-Erweiterung verursachten neuerlichen Erhöhung der ohnehin extremen Arbeitslosigkeit führen. Wieder einmal werden die Ostdeutschen mit der Chefsache Kanzler doppelt abgestraft. Wenn all diese immensen Mittel in Deutschland für die Förderung von Familien und Bildung, für Forschung und Ankurbelung kleiner und mittlerer Unternehmen, für Infrastruktur und Kultur eingesetzt werden, schafft das Millionen neuer Arbeitsplätze und entlastet das soziale Netz.

Doch davon war in Schröders Regierungserklärung kein Wort zu finden. Kanzlers Märchenstunde sollte das Volk besoffen machen, um das Wohlwollen der großen Konzerne und vor allem der USA zu erheischen, das ihm allemal wichtiger zu sein scheint als das Wohlergehen des deutschen Volkes. Der Totengräber des Sozialstaates ist eben ein guter Genosse - der Bosse. 

Dr. Kersten Radzimanowski, Eggersdorf

 

Lobbykratie Deutschland

Der deutsche Staat steckt in einer schweren Krise, die sowohl ökonomisch wie auch kulturell und gesellschaftspolitisch bedingt ist. Da alle Schichten des Volkes betroffen sind, kann eine Krisenregierung nur dann Erfolg haben, wenn sich die zuständigen Politiker als Anwälte des Ganzen betrachten. Dies ist aber in der Praxis nicht der Fall. Die Parteipolitiker denken an ihre nächste Wiederwahl und verhindern Maßnahmen, die ihre Wähler verprellen würden. Auch die Gewerkschafter stehen mit dem Rücken an der Wand, kämpfen um die eigene Fortexistenz und verhindern erfolgversprechende Lösungen. Sie fordern sogar Lohnerhöhungen in einer Zeit, die durch viele Firmenzusammenbrüche gekennzeichnet ist.

Deutschland ist keine Demokratie, sondern eine Lobbykratie, die in schweren Zeiten keinen Konsens findet. Die Zusammenbrüche des Kaiserreichs 1918, der Weimarer Republik, der NS-Diktatur und die selbstverschuldeten Probleme der BRD liefern den Beweis, daß sich die Deutschen nicht mit Vernunft selbst regieren können.

Sollte man die Politiker einschließlich aller organisierten Interessenvertreter zusammen einsperren, bis sie sich geeinigt haben? 

Wilhelm Volkmann, Wetzlar

 

 

Zu: "Möllemanns neue Freunde" von Manuel Ochsenreiter, JF 13/03

Ungeschickt

Stehaufmännchen sind im allgemeinen keine dummen Leute. Und Möllemann Dummheit zu unterstellen, wäre verfehlt. Hier geht es um was ganz anderes: um Ungeschicktheit. Möllemann hätte ahnen müssen, daß es für die Karriere eines Politikers tödlich sein muß, sich mit Herren wie Friedman, Spiegel und Sharon anzulegen, bzw. diese auch nur zu kritisieren. Ich bin kein Antisemit, weiß aber, daß man in Deutschland jedes Wort auf die Goldwaage legen muß. Warum? "Wegen unserer Geschichte!"

Dieter Gaede, Leichlingen

 

 

Zu: "Das Gesetz einer Schlacht" von Dieter Stein, JF 12/03

Hauff war der Dichter

Stein schreibt, um das Verhalten der Amerikaner und Engländer im Irak-Konflikt zu kennzeichnen: "wie der Volksmund sagt: Gestern noch auf hohen Rossen, heute durch die Brust geschossen. "Der Vers stammt aber nicht aus dem Volksmund, sondern aus einem der schönsten deutschen Soldatenlieder; Wilhelm Hauff hat es gedichtet. Es beginnt mit der Strophe "Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zu frühem Tod, bald wird die Trompete blasen, dann muß ich mein Leben lassen, ich und mancher Kamerad." Die zweite Strophe lautet dann. "Kaum gedacht, kaum gedacht, war der Lust ein End gemacht, gestern noch auf stolzen Rossen, heute durch die Brust geschossen, morgen in das kühle Grab."

Aus dem Volksmund stammt allerdings eine Parodie auf diese Zeile, die früher in deutschen Studentenverbindungen oft zitiert wurde: "Gestern noch verrucht gesoffen, heute in die Brust getroffen." Ich finde, das paßt noch besser auf das Verhalten der USA und Großbritanniens, auf diesen ans Manische grenzenden Eigensinn, wie man ihn von Besoffenen kennt.

Carl Hermann Christmann, Heusweiler

 

 

Zu: "Die rot-grüne Familienphantasie" von Mathias von Gersdorff, JF 12/03

Intelligent, aber faul

Kinder, die in einem chaotischen Elternhaus bzw. Umfeld aufwachsen und nicht lernen können, sich geistig normal zu entwickeln, werden es auch im späteren Leben zu nichts bringen. Faulheit ist eine Geißel in der heutigen gefühlsarmen Zeitepoche. Wo kein Wille ist, gibt es auch keinen Weg. Daran ändert auch die Schule nichts.

Bei Zuwanderern zum Beispiel aus den Ostblockländern ist allerdings festzustellen, daß diese Menschen zusätzlich zur Intelligenz Disziplin besitzen und damit im Leben sehr gute Chancen zum Erfolg haben.

Uta Fritzsche, Mönchengladbach

 

Nörgelnde Unverständlichkeiten

Die Misere der Familienpolitik, übrigens nicht erst seit Anbruch sozialdemokratischer Zeiten, ist unbestritten. Was aber ist genau das Problem Ihres Autors? Ich lese zeilenweise Fremdzitate über ein gutes Zweidrittel des Aufsatzes, dazwischen nörgelnde Unverständlichkeiten. "Die diskriminierte, ja regelrecht ausgebeutete Bevölkerungsgruppe" der Mütter, die ihre Kinder lieber selbst erziehen, werde doppelt betrogen, so kämen sie nicht in den Nutzen der staatlichen Kindergärten, die sie durch Steuern mitfinanzieren müßten. Hausfrauensteuer, seit wann denn das? Kindergartensperre für Nichtberufstätige? Und war nicht im selben Satz die Rede vom selbstgewählten Vorzug der Erziehung zu Hause? Was ist so pervers an der bloßen Feststellung der Ministerin, daß Kinder heutzutage ihren materiellen Nutzen eingebüßt haben? So, läßt der Schreiber in kruder Logik einen Empörungsschrei dem nächsten Folgen, ohne daß sich ein Sinn erschließen will. Die in jüngerer Zeit propagierten "offenen Lebensformen" etwa mögen durchaus auch negative Folgen zeitigen, aber bringen ausgerechnet sie "unkonzentrierte, bewegungsunlustige" Kinder hervor? Stiefmutter als Bewegungsverhinderin? Man möge doch Leute schreiben lassen, die auch etwas zu sagen haben.

Jana Schütze, Halle

 

 

Zu: "Reden wir Klartext" von Alexander Griesbach, JF 11/03

Wir ham's ja

In Ihrem interessanten Beitrag zum Irak-Krieg nennen Sie auch den bekannten Betrag, den die Regierung Kohl im letzten Golfkrieg 1991 als deutschen Beitrag an Amerika zahlte. Es waren 17 Milliarden D-Mark! Nun hörte ich in einer kürzlichen Fernsehrunde, daß der gesamte Golfkrieg 1991 "nur" sieben Milliarden gekostet hat. Ist nun die Frage überhaupt erlaubt (oder fällt das schon unter "Antiamerikanismus"?), ob denn jemals abgerechnet wurde, bzw. wo denn die restlichen zehn Milliarden geblieben sind? Dann hätte, fragt der verwunderte Zeitungsleser wohl ohnehin, Deutschland den Golfkrieg allein bezahlt? Und zehn Milliarden "vergessen" zurückzufordern? "Wir ham's ja" ist ja längst ein geflügeltes Wort, oder berlinerisch: "Ick wundre ma über janüscht mehr." 

Dorothea Kunze, Bergisch Gladbach

 

Flüchtlinge zum Dazulernen

Was die menschliche Tragödie im Irak betrifft, so hoffe ich, daß sich das alte Europa der Unwilligen weigert, Flüchtlinge aufzunehmen. Diese armen Schweine müssen unbedingt zu ihren Machern nach England, Spanien und Dänemark und in die USA umgeleitet werden - damit dort Dazulernen leichter wird.

Kurt Willrich, Australien

 

Gutes Gelingen

Den Krieg im Irak wollte sicherlich keiner, aber meine Hoffnung ist einfach die, daß nämlich mit diesem unseligen Krieg das irakische Volk und einige seiner Nachbarstaaten endlich von diesem brutalen Diktator befreit werden und es hoffentlich dank der fortschrittlichen, präzisen Hihgtech-Waffen der USA in diesem Luftkrieg für die Zivilbevölkerung nicht so grausam enden wird, wie 1944/45 in Dresden, Königsberg und Sweenemünde etc. Hoffen wir also, daß es den Alliierten möglichst schnell gelingt, den Verbrecher und Menschenfeind aus seinem auf Kosten des Volkes gemachen Nest herauszu- holen. 

Sven Ericksen, Delmenhorst

 

 

Zu: "Göttingen und die Antifa" von Dieter Stein und "Ich gehe durch den Haupteingang" von Peter Freitag, JF 11/03

Altes Problem

Das System zur Unterdrückung der Meinungsfreiheit in Deutschland ist in der Tat unglaublich primitiv organisiert, freilich keineswegs erst seit gestern und nicht nur in Göttingen. Das haben in den neunziger Jahren viele tausend freiheitlich-konservativ gesinnte, gesetzestreue Bürger verwundert erfahren, als sie sich für ihren politischen Hoffnungsträger Bund Freier Bürger (BFB) engagierten bzw. interessierten. Es war in weiten Teilen der Republik immer dasselbe Spiel: Die sogenannte Antifa baute durch Ankündigung ihrer Bereitschaft zu brutaler Gewalt (die gegebenenfalls auch energisch umgesetzt wurde, beispielsweise beim blitzartigen Zerstören von Veranstaltungsräumen) Drohkulissen auf und erzwang so entwürdigend einschüchternde Veranstaltungsbedingungen.

Beispiel Düsseldorf: Jeder Besucher, der sich durch die lange Gasse einer Polizistenkette zum Seiteneingang gezwängt hatte, wurde vor dem Eintritt von Unbekannten fotografiert. In vielen dieser Fälle war erkennbar, daß die Polizei den Straßen-Mob in routinierter Selbstverständlichkeit soweit zurückdrängte, wie es sich wohl in gemeinsamen Ritualen der Auseinandersetzung eingeschliffen hatte. Die BFB-Veranstalter und -Interessenten wurden dabei polizeiseitig zuweilen behandelt wie lästige Störenfriede (Polizisten-Kommentar in Köln: "Gehen Sie hier weg, Sie merken doch, daß Ihre Anwesenheit provoziert!"). Und auf die Frage, ob er nicht zuständig sei für den Freiheitsschutz: "Für den Schutz Ihrer Veranstaltung bekommen wir nicht genug Einsatzkräfte". So mußte man sich zuweilen trotz körperlich unmittelbarer polizeilicher Nähe ungestraft ins Gesicht spucken bzw. als "Nazischwein" beschimpfen lassen.

Prof. Dr. Gregor Bräutigam, Köln

 

Politisches Rollkommando

Die beschämenden Vorgänge in Göttingen signalisieren zum wiederholten Male, daß in unserem Land linksradikale Minderheiten mit den Fäusten der Mehrheit vorschreiben wollen, was sie politisch zu glauben hat. Hut ab vor Jörg Friedrich, daß er sich diesem Terror der Straße nicht gebeugt hat!

Dabei befremden meines Erachtens nicht so sehr diese meist irregeführten jungen Eiferer, sondern jene politischen und medialen Kräfte, die sie schmunzelnd gewähren lassen. Es sind die gleichen Kreise, die jedes Statement des politisch Andersdenkenden flugs in die rechte, totalitäre Ecke rücken. Dabei wird leider übersehen, daß politische Rollkommandos zum Instrument jener Totalitären gehören, vor denen wir ständig gewarnt werden.

Wolfgang Röckelein, Eiching

 

 

Zu: "Hochmotiviert, aber schlecht gerüstet" von Paul Rosen, JF 11/03

Es fehlt an allem

Hochmotiviert? Der Verfasser scheint das Innenleben der Bundeswehr nur wenig zu kennen. Zumal immer wieder darüber geklagt wird, daß der Zustand fehlender moderner Ausrüstung, eher "motivationshemmend" ist. Zu Recht geht er jedoch, auf die materielle Situation der Streitkräfte ein. Wenngleich hierzu noch einiges anzufügen wäre. Im folgenden nur soviel:

Unlängst gab Verteidigungsminister Struck bekannt, daß der Umfang der Mechanisierung der Bundeswehr erheblich reduziert wird. Nur noch etwa je 500 Schützenpanzer und Kampfpanzer sollen im Bestand des Heeres bleiben. In welcher Absicht geschieht dies? Und, wohin mit dem Überhang von je knapp 1.000 Exemplaren? Diese werden wohl kaum verschrottet. Eher ist zu vermuten, daß ein erheblicher Teil davon, als großzügige Waffenhilfe, an die neuen Nato-Mitglieder im Osten Europas abgegeben wird. Ob zu günstigen Preisen oder gar geschenkt, sei einmal dahingestellt. Im letzten Jahr wurden bereits 128 Leopard II an Polen übergeben.

Johann Troltsch, Kempten

 

 

Zur Kolumne "Pankraz, Hadrianus und die Sprüche des Präsidenten", JF 11/03

Danke

Pankraz sei gedankt, daß er die "Sprüche des Präsidenten" über die Deutschland weiland aus den Staaten gebrachte Demokratie der berechtigten Lächerlichkeit preisgibt. Erfreulich, daß auch bereits auf der Insel, wie die zitierten Ausführungen im britischen Guardian belegen, die Peinlichkeiten in den Äußerungen des George W. Bush zu kritischen Auslassungen über historische Tatsachen führen. Bliebe noch nachzutragen, daß auch das Frauenwahlrecht, integraler Bestandteil der Demokratie, im Deutschen Reich bereits Geltung hatte, als es in den Vereinigten Staaten von Nordamerika eingeführt wurde.

Manfred Wandtke, Wiesbaden

 

 

Zu: "Verführung durch das Sekundäre" von Doris Neujahr, JF 10/03

Macht es Sinn?

Ein "obszönes Mißverständnis" dürfte die Häme sein, mit der einem an seinen Aufgaben gewachsenen "Autodidakten im Ministeramt" am Zeug geflickt werden soll. Joseph Fischer eine "schillernde Existenz" zu attestieren, im Hinblick auf seine abgelebten Jugendaktivitäten, die nirgendwo vertuscht oder geleugnet werden, hieße, ihm jegliche Entwicklung abzusprechen. Oder macht es Sinn, einem Erwachsenen die einstmals beschmutzten Windeln vorzuwerfen? Zu belächeln ist weder der Mut des Außenministers, einem Holzkopf wie Rumsfeld "die Leviten zu lesen", noch macht es Sinn, das Scheitern der einen oder anderen außenpolitischen Initiative auf Naivität oder Unfähigkeit Fischers zurückzuführen. Der Amtsvorgänger Kinkel wäre an den derzeitigen Herausforderungen brav und stumm gescheitert. Allemal besser agiert ein Autodidakt, der "jeden Tag aufs Neue aus dem tiefen Raum der Weltreflexion in die Kulissen der Politik tritt", als die aufmarschierte Reihe unbelehrbarer Krieger, die wie Außenminister Powell nichts im Kopf haben als das Schachbrett diverser Aufmarschpläne.

Magdalena Staude, Schlangenbad

 

 

Zu: "Empathiefrei und funktionalistisch morden" von Angelika Willig, JF 10/03

Freier Wille

Der angeblich bewiesenen, von Frau Willig behaupteten Deformiertheit des Menschen in moralischen Entscheidungen und der damit einhergehenden Leugnung des freien Willens, ist zu widersprechen. Jeder Mensch, auch der, der unter Gottlosen und Heiden aufzuwachsen gezwungen ist, hat ein Gewissen, welches ihm gemäß dem göttlichen Gesetz rät, das Gute zu tun und das Böse zu unterlassen. Selbst in den Fällen, in dem der Mensch weiß, daß er gewissen Versuchungen nicht wird widerstehen können, hat er die Pflicht, diesen aus dem Weg zu gehen und wo dies nicht möglich ist, Gottes Beistand zu erflehen, der ihm dann mit Sicherheit nicht versagt bleiben wird. Hätte der Mensch keinen freien Willen, so wäre Gott nicht Gott, sondern ein Dämon, da gemäß der heiligen Schrift, wenn man bestimmte so deutet, 2/3 der Menschheit der ewigen Verdammnis anheimfallen werden. Dies wäre jedoch, wenn die Deformiertheit zuträfe, eine unendliche Ungerechtigkeit.

Walfrid Krämer, Köln


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