© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/03 11. April 2003

 
Dienst in der Grauzone
Verfassungsschutz II: Der linksextremistische Hintergrund eines Mitarbeiters stellt für das nordrhein-westfälische Innenministerium kein Problem dar
Manuel Ochsenreiter

Am 23. März machten "Antifaschistische Gruppen" in Nordrhein-Westfalen ihrem Ärger Luft. In einer Pressemitteilung greifen sie das Landesamt für Verfassungsschutz heftig an. So hätten "zehn Antifaschisten aus diversen Ruhrgebietsstädten Besuch von Damen und Herren" bekommen, die sich als Mitarbeiter des Innenministeriums NRW vorgestellt haben. Diese hätten die "Zusammenarbeit" mit den Antifa-Aktivisten gesucht. In dem wütenden Pamphlet spricht die Antifa von einem "großangelegten Anwerbeversuch", den sie als "massiven Einschüchterungsversuch seitens des Innenministeriums gegenüber antifaschistischen Strukturen" wertet. Fettgedruckt und hervorgehoben verkünden sie: "Für uns wird es auch weiterhin keinerlei Zusammenarbeit mit den Damen und Herren Schlapphüten geben."

Nur mit einem Schlapphut scheinen die Antifas nicht ganz so hart ins Gericht zu gehen - bewegte er sich doch früher gerne in ihren Reihen: Thomas Pfeiffer, seit Januar 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Verfassungsschutz des Landes NRW. Will man mehr über Pfeiffer erfahren, kommt man um das linksextremistische Milieu kaum herum. Den kommerziellen Vertrieb seiner Diplom-Arbeit mit dem Titel "Rechtsextremisten auf dem Datenhighway" übernahm 1996 beispielsweise die Antifa Dortmund-Nord. Die gleiche Antifa-Gruppe, die in der Pressemeldung so vehement gegen jede Zusammenarbeit mit dem Inlandsgeheimdienst eintritt.

Der 1970 geborene Pfeiffer scheint sich im linksextremistischen Milieu wohl zu fühlen. Um den Verkauf seiner Diplomarbeit anzukurbeln, wurde eine Werbeanzeige in den Antifaschistischen Nachrichten geschaltet, einem zentralen Vernetzungsorgan der autonomen Antifa. Pfeiffer selbst publiziert derweil in der ähnlich ausgerichteten Zeitschrift Der Rechte Rand - Informationen von und für Antifaschisten. Sowohl die Antifaschistischen Nachrichten, als auch Der Rechte Rand sind im Verfassungsschutzbericht des Bundes in der Rubrik "Agitations- und Kommunikationsmedien" als "linksextremistische/linksextremistisch beeinflußte Publikationen" zu finden. Über die Zeitschrift Antifaschistische Nachrichten ist dort zu lesen, daß sie dem "antifaschistischen Kampf von Linksextremisten" verpflichtet sei. Das Blatt stamme aus einer "Vorfeldorganisation des inzwischen in der PDS weitgehend aufgegangenen 'Bundes Westdeutscher Kommunisten'".

Pfeiffer ist gerngesehener Redner bei der Antifa

Der Herausgeberkreis der Antifaschistischen Nachrichten setze sich aus "Personen aus unterschiedlichen revolutionär-marxistischen Organisationen" zusammen. Der Rechte Rand wolle "über tatsächlichen und vermeintlichen Rechtsextremismus aufklären", heißt es im Verfassungsschutzbericht des Jahres 1998 weiter. Die Publikation arbeite "stark personenzentriert". So seien dort die personenbezogenen Daten politischer Gegner besonders hervorgehoben - zur freien Verfügung für die gewalttätigen Antifa-Gruppen vor Ort. Pfeiffers Werdegang scheinen solche Fakten nicht zu beeinträchtigen. Vor seiner Beschäftigung beim Verfassungsschutz arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Dortmund. In dieser Zeit promovierte Pfeiffer über das Thema "Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts". Im Aufbau-Verlag wurde die Doktorarbeit unter dem Titel "Für Volk und Vaterland. Das Mediennetz der Rechten - Presse, Musik, Internet" veröffentlicht. Gerngesehener Gastredner ist Thomas Pfeiffer bei der Dortmunder Antifa. Er hielt im Herbst des Jahres 2000 während der sogenannten "Antifa-Woche an der Uni Dortmund - Face of Fascism" gleich zwei Vorträge. Offensichtlich plagen Pfeiffer keine Berührungsängste. Dem nordrhein-westfälischen Landesamt für Verfassungsschutz scheint der extremistische Stallgeruch seines wissenschaftlichen Mitarbeiters kein Unbehagen zu verursachen. Man stellt sich demonstrativ vor Pfeiffer, der kürzlich Autor einer vom NRW-Innenministerium veröffentlichten Broschüre über die "Neue Rechte" war.

Der im Antifa-Umfeld umtriebige Pfeiffer selbst, der nie um einen Vortrag oder Artikel verlegen ist, ging vor den schriftlichen und telefonischen Anfragen der JUNGEN FREIHEIT auf Tauchstation. Dafür äußerte sich Gregor Lange, Sprecher des NRW-Verfassungsschutzes. Es gebe "nicht den geringsten Anlaß, an der Integrität und am Bekenntnis von Dr. Thomas Pfeiffer zur demokratischen Verfassung zu zweifeln".


 
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