© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/03 11. April 2003

 
UMWELT
Cowboys und Indianer
Volker Kempf

Vor 400 Jahren eroberten Europäer den nordamerikanischen Kontinent. Einer der bekanntesten noch lebenden indianischen Freiheitskämpfer ist Leonard Peltier, der in den USA seit 30 Jahren in Haft sitzt. Er erklärt in einem der JF vorliegenden Text zum Ausbruch des Irak-Krieges: "Dieser Tag unterscheidet sich in keinster Weise von jenem Tag im Jahr 1975, als ich gegen die vom FBI unterstützte Gewalt auf der Pine Ridge Reservation aufstand. Was heute auf dem Spiel steht, ist das gleiche wie damals. Die amerikanische Regierung wendete Gewalt auch gegenüber den Menschen in Pine Ridge an. Die Regierung war nicht daran interessiert, die in Not und Armut lebenden Indianer zu schützen, die auch heute noch unter Armut und Not leiden, sondern ihr Interesse lag in der Unterstützung multinationaler Konzerne, die auch jetzt noch nach den natürlichen Ressourcen des Landes streben. Dies ist die Mentalität des 'Macht hat Recht'. Das ist nichts Neues. Die Regierung hat die Uhren zurückgedreht und spielt 'Cowboys und Indianer'."

Der indianische Freiheitskämpfer lenkt mit seinen Worten den Blick auf die Wurzeln des Hasses in der arabischen Welt, nämlich auf die Arroganz der Macht. Man mag das einseitig finden. Denn der Irak hat den Krieg gegen den Iran begonnen, ebenso den gegen Kuwait. Daß die arabische Welt aber keine eigene Ordnung in ihrem Raum zu schaffen vermag, kränkt sie. Daß die USA dann den Rest besorgen und dabei ihre eigenen Interessen verfolgen, bringt das Faß zum Überlaufen. In diesem Sinne treten die US-Soldaten tatsächlich auf wie die Cowboys. Ein Mangel an Feingefühl, sich auf die Moral anderer Völker einzulassen, macht den Kampf gegen den Terror zu einem unkalkulierbaren Risiko.


 
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